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Wie weit kann China in Afrika noch gehen?
2010-08-10
 
Der Siegeszug Chinas in Afrika wird im Westen mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen. Einerseits gibt es Theorien, die China als neue Art von Kolonialmacht darstellen wird. Andererseits gibt es Stimmen, die die Entwicklung positiv bewerten.

He Wenping spricht im zweiten Teil unseres Artikels darüber, welche Möglichkeiten und Alternativen China Afrika bietet, die Kritik aus dem Westen daran und was China in Afrika noch erreichen kann. He ist Leiter der Afrikaabteilung im Institut für Regionalwissenschaften (eigtl. Institut des Westens, Asiens und Afrikas) der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften.

Abbau von Rohstoffen, aber neue Möglichkeiten und Alternativen für Afrika

Die erstarkenden chinesisch-afrikanischen Beziehungen sorgen natürlich in Afrika für neugierige Aufregung, während der Westen die Situation genauestens beobachtet. Auch in Afrika stehen einige Medien und Nichtregierungsorganistationen China mit Skepsis gegenüber, in den meisten Fällen überwiegt allerdings ein positives Bild der Zusammenarbeit. Afrikanern, die zukunftsorientiert denken, ist zwar auch bewusst, dass China vorrangig zum Abbau von Rohstoffen nach Afrika kommt. Sie sehen im chinesischen Vorgehen jedoch einen entscheidenden Unterschied zum westlichen. Während der Westen sich angeblich nur der Rohstoffe bediene, sorge China für mehr nachhaltige Infrastruktur und investiere in den chinesisch-afrikanischen Austausch, sagen sie. China nehme aktiv an der Entwicklung Afrikas Teil und sei eine alternative, neue Möglichkeit für Afrika, sich mit ausländischen Investoren einzulassen. Bislang sind die Profite für Afrika hierbei sehr groß, weshalb die Chinesen weiterhin mit offenen Armen empfangen werden.

Kritik aus dem Westen, aber nicht-ideologischer Ansatz Chinas

In den westlichen Ländern wird die enge Zusammenarbeit Chinas mit Afrika gemischt aufgenommen. Einige Politiker, Medien und Nichtregierungsorginisation stehen China und seinen in Afrika aktiven Unternehmen sehr kritisch gegenüber. Sie beobachten genauestens das Vorgehen chinesischer Akteure in Afrika. Dadurch würden negative Einzelfälle mitunter generalisiert beziehungsweise auf das gesamtchinesische Handeln projeziert und es käme zu Formulierungen wie "dem Plündern der Rohstoffe Afrikas durch China". Hinzu kommt Kritik gegen Chinas politsches Vorgehen im eigenen Land, wie zum Beispiel die Zensur oder das Prinzip der Nichteinmischung fremder Staaten in innere Angelegeheiten (der Grund, warum China keine Einmischung in Tibet oder bei der Taiwan-Frage akzepiert). Einige im Westen befürchteten, die westlichen Versuche Afrika zu demokratisieren und die Korruption zu bekämpfen könnten unter dem Erstarken des chinesischen Einflusses leiden.

In China versteht man diese Kritik jedoch nicht. Ob ein Land sich nun einen Slogan wie "Demokratie" oder "Menschenrechte" auf die Fahnen schreibe, bevor es wirtschaftlich in Afrika aktiv werde, sei vollkommen irrelevant. Die Forderung nach Nichteinmischung in die eigenen Angelegenheiten verbiete China ohnehin irgendeine Form von Weltanschauung in anderen Ländern zu proklamieren. Fakt sei vielmehr, dass die afrikanischen Staaten von der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit China profitierten. Das chinesische Engagement habe zu großflächigen Verbesserungen in den Bereichen Infrastruktur, Lebensstandard und Bekämpfung der Armut geführt. An solche verbesserten Lebensbedingungen sei automatisch eine Verbesserung politischer Stabilität geknüpft. Afrikas politische Zukunft bleibe letztlich aber allein Sache Afrikas.

China kann in Afrika mehr erreichen, muss aber auch manches besser machen

China muss in Afrika zukünftig weiter umsichtig agieren. Das rasante Wachstum des Handelsvolumens mit Afrika heißt nicht notwendigerweise, dass China sich einen Wettbewerbsvorteil verschafft hätte.

Es muss seine Arbeit noch in vielen Bereichen intensivieren, angefangen beim Umweltschutz in Afrika über die Sicherung afrikanischer Arbeitsplätze bis hin zur Bildung von Expertenteams, die sich mit afrikanischem Recht auskennen. Verbesserungen in diesen Bereichen der Zusammenarbeit würde die Grundlage zu einer zukünftig intensiveren Kooperation zwischen Afrika und China schaffen. In den vier wichtigen Faktoren politischer Einfluss, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, moralisches Handeln und diplomatische Feinfühligkeit hat China jeweils noch Kapazitäten, seine Fähigkeiten auszubauen. Bis dahin hat es allerdings noch einen langen Weg vor sich.

Die westlichen Länder verstehen Afrika aufgrund der eng verknüpften Vergangenheit. Die Forschung in Europa hatte Jahrhunderte Zeit sich intensiv mit Afrika zu beschäftigen. Vieles in Afrika entstammt dem europäischen Einfluss der Kolonialzeit. Im afrikanischen Bewusstsein steht der Westen, jedoch nicht auf derselben Seite wie Afrika. China wiederum steht mit Afrika auf einer Seite, hat jedoch noch kein ausreichendes Verständnis gegenüber dem Kontinent erwerben können. Die Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses ist der Schlüssel Chinas zum Erfolg.

 
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