Wirtschaft
Schwerpunkt liegt auf stabilem Wachstum und geringeren Risiken
        
2019-12-12 06:31 | german.china.org.cn

In wenigen Tagen debattiert die chinesische Regierung über den Kurs der Wirtschaftspolitik im kommenden Jahr. Experten rechnen mit weiteren Wachstumsimpulsen, über das BIP-Wachstum sind sie sich uneins.

 

Die makroökonomische Politik in China dürfte im nächsten Jahr ein Gleichgewicht zwischen Wachstumsstabilität und Risikoprävention herstellen, wobei das BIP-Wachstum im gesamten Zeitraum voraussichtlich rund sechs Prozent betragen wird, sagten Ökonomen am Mittwoch.

Die Kommentare wurden vor der mit Spannung erwarteten Zentralen Konferenz für Wirtschaftsplanung abgegeben, einem hochrangigen Treffen, das den politischen Ton für das kommende Jahr festlegt und auf dem diskutiert wird, ob das BIP-Ziel bei sechs Prozent bleiben oder weiter nach unten korrigiert werden soll.

Anders als noch vor einem Jahrzehnt seien sicherlich weitere Anstrengungen erforderlich, um eine Wachstumsrate von sechs Prozent und mehr aufrechtzuerhalten, einschließlich einer expansiven Fiskalpolitik und einer höheren Toleranz gegenüber dem Schuldenwachstum, da die Effizienz der Investitionen nachgelassen habe, sagten die Ökonomen.

Das BIP-Wachstumsziel für 2020 könnte auf rund sechs Prozent festgelegt werden, sagte Lu Ting, Chefökonom für Nomura Securities in China. Für 2019 lautet die Prognose 6 bis 6,5 Prozent.

Um ein solches Ziel zu unterstützen, sollte die Haushaltsdefizitquote – also das Defizit im Verhältnis zum gesamten BIP – im nächsten Jahr von derzeit 2,8 Prozent auf 3 Prozent angehoben werden. Gleichzeitig biete die Geldpolitik noch weniger Spielraum für eine weitere Lockerung, sagte Lu.

Im kommenden Jahr seien weitere Steuer- und Gebührenermäßigungen wahrscheinlich, da diese Maßnahmen ein wichtiger Bestandteil der Finanzpolitik sind. Angesichts der Haushaltsprobleme einiger lokaler Regierungen wird der Zielbetrag jedoch niedriger sein als im Jahr 2019, teilten Experten des Finanzministeriums der China Daily mit. Die gesamten Steuer- und Gebühreneinsparungen werden in diesem Jahr 2,3 Billionen Yuan (326 Milliarden US-Dollar) überschreiten, hatte Finanzminister Liu Kun zuvor gesagt.

Lu von Nomura sagte, es sei nicht erforderlich für die Regierung, eine BIP-Rate von mehr als sechs Prozent aufrechtzuerhalten. Dem widersprach Yu Yongding, ein leitender Ökonom der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften. In einem kürzlich erschienenen Artikel sagte Yu, dass es die oberste Priorität der Regierung sein sollte, den Rückgang des BIP-Wachstums aufzuhalten, da ein sinkendes Wachstum die Indikatoren für die finanzielle Stabilität verschlechtere.

Die Ungewissheit über die Handelsgespräche zwischen China und den USA und der externe Gegenwind werden die politischen Entscheidungsträger dazu zwingen, sich stärker auf die Aufrechterhaltung eines stabilen Wachstums zu konzentrieren. Dies ist insofern ein Kurswechsel, als dass in den vergangenen zwei Jahren die Risikoprävention im Vordergrund stand, sagte Mao Zhenhua, Gründer und Präsident von China Chengxin International Credit Rating.

 

Die Beibehaltung einer höheren Wachstumsrate hätte jedoch nach Ansicht der Ökonomen einige Nebenwirkungen, darunter eine schnelle Ausweitung der Kreditvergabe. Die Verschuldung der privaten Haushalte habe in den ersten drei Quartalen dieses Jahres zugenommen.

„China hat eine starke Bereitschaft zur Risikoreduzierung gezeigt“, sagte Nicholas Zhu, Vizepräsident und Senior Credit Officer bei Moody's Investors Service. Laut Zhu beobachten die globalen Ratingagenturen aufmerksam, ob sich der Verschuldungsgrad aufgrund der Konjunkturanreize erhöht, um den Abwärtsdruck auf die Wirtschaft einzudämmen.

Zentralbankgouverneur Yi Gang schrieb kürzlich in einem Artikel, dass China eine umsichtige Geldpolitik beibehalten werde, obwohl der weltweite Wirtschaftsabschwung wahrscheinlich noch lange andauern könne.

In dem Artikel schrieb er, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur auf der Grundlage des BIP-Wachstums beurteilt werden sollte. Das Land müsse in einigen Bereichen vorsichtig sein, wenn der Druck nach unten zunehme.

China befindet sich immer noch im Übergang zu einer konsumgetriebenen Wirtschaft. Der Verbrauch trug in den ersten drei Quartalen dieses Jahres über 60 Prozent zum BIP-Wachstum des Landes bei. Der Dienstleistungssektor dürfte nach Angaben des Nationalen Statistikbüros einen höheren Beitrag zum Wachstum leisten.

Infolgedessen werde die Dienstleistungsbranche zahlreiche Arbeitskräfte benötigen sagte Zhu von Moody’s. „Trotz der Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China haben nur sehr wenige Menschen ihren Arbeitsplatz verloren. Das Land ist nicht von hoher Arbeitslosigkeit betroffen, da während des wirtschaftlichen Umbaus in China eine große Anzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten vom verarbeitenden Gewerbe in das Dienstleistungsgewerbe verlagert werden.“

0