Wirtschaft
Der Weltwirtschaft stehen strukturellen Veränderungen bevor
        
2020-02-15 04:11 | german.china.org.cn

Die Weltwirtschaft steht vor strukturellen Veränderungen. Asien wird die Wirtschaftskraft Nordamerikas übertreffen, die Entwicklungsländer werden zu den Industrieländern aufschließen. Dennoch sind solche Vorhersagen mit Vorsicht zu genießen.

 

Die Weltwirtschaft wird sich in den kommenden 15 Jahren strukturell verändern. Die Entwicklungsländer werden wirtschaftlich mit den Industrieländern gleichziehen oder diese sogar übertreffen, ebenso wie die Wirtschaftskraft Asiens die Nordamerikas übertreffen wird. China wird die USA als größte Volkswirtschaft überholen. Doch so bedeutsam das ist, hat diese Vorhersage auch ihre Grenzen.

 

Die Entwicklungs- und Schwellenländer begannen in den 1990er Jahren damit, die Industrieländer zu überholen. Damals wuchsen die ärmeren Länder um 3,62 Prozent jährlich, während die Volkswirtschaften der Industrieländer im selben Zeitraum um 2,75 Prozent zulegten. In den Jahren 2000 bis 2018 wuchsen die Schwellenländer um 5,69 Prozent, die Industrieländer 1,91 Prozent. Für die Jahre 2019 bis 2024 prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 4,77 Prozent in Schwellen- und Entwicklungsländern und 1,66 Prozent für Industrieländer.

 

Tatsächlich haben Entwicklungs- und Schwellenländer bereits 2008 die Wirtschaftsmächte in Bezug auf die Kaufkraftparität übertroffen. Das BIP der Schwellen- und Entwicklungsländer wird bis 2024 77,88 Prozent von dem der Industrieländer ausmachen. Das BIP für die Weltwirtschaft wird von 39,73 Prozent im Jahr 2018 auf 43,78 Prozent im Jahr 2024 steigen. Die Schwellen- und Entwicklungsländer werden in den kommenden 15 Jahren erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Industrieländer übertreffen, selbst wenn man die vorsichtigste Schätzung zugrunde legt.

 

Regional betrachtet, wird Asien im Jahr 2024 Nordamerika übertreffen und zur stärksten Regionalwirtschaft der Welt werden. Während Nordamerika und Europa an zweiter und dritter Stelle und Lateinamerika rangieren, hinken der Nahe Osten und Afrika hinterher.

Die Vereinigten Staaten werden in den nächsten fünf Jahren die stärkste Volkswirtschaft bleiben. Der Abstand zwischen China und den USA verringert sich jedoch, und auch Deutschland wird rasch von Indien eingeholt. Für 2024 wird ein Anteil von 96,28 Prozent am deutschen BIP prognostiziert. Die USA werden zwar in den nächsten 15 Jahren von China übertroffen, die gesamtwirtschaftliche Stärke der USA ist jedoch schwer zu erschüttern und herauszufordern.

 

Doch diese Projektionen weisen schwerwiegende Einschränkungen auf. Beispielsweise wird davon ausgegangen, dass die Volatilität des Wirtschaftswachstums in den einzelnen Ländern gering ist, auch die Möglichkeit einer Wirtschaftskrise oder eines Wachstumsstillstands wird ignoriert. Wissenschaftler stellen jedoch fest, dass die tatsächliche durchschnittliche BIP-Wachstumsrate der Länder mit mittlerem Einkommen zwischen 1960 und 2014 um 0,9 Prozentpunkte höher liegt als die der Länder mit hohem Einkommen. Aufgrund der höheren wirtschaftlichen Volatilität konnten sie sich jedoch der „Middle Income Trap“ nicht entziehen.

 

Tatsächlich werden die Entwicklungsländer aufgrund von Wirtschaftskrisen oder falschen politischen Maßnahmen in einen langfristigen Abschwung geraten, selbst wenn sie die Falle des mittleren Einkommens überwinden. Der Schlüssel für Entwicklungsländer ist nicht die Aufrechterhaltung einer hohen Wachstumsrate, sondern wirtschaftliche Stabilität.

 

Außerdem sind Indikatoren wie das Pro-Kopf-BIP gleichermaßen wichtig. Auch die wirtschaftliche Stärke eines Landes sollte umfassend betrachtet werden. Entwicklungs- und Schwellenländer können es beim Pro-Kopf-BIP nicht mit den Industrieländern aufnehmen. Darüber hinaus überbewerten das BIP und das Pro-Kopf-BIP, insbesondere das auf der Kaufkraftparität basierende BIP, eines der wichtigsten Indikatoren für die wirtschaftliche Stärke, die Stärke der Entwicklungsländer deutlich.

 

Beispielsweise könnten kleine Länder aufgrund ihrer unterentwickelten Produktion nicht als Wirtschaftsmacht angesehen werden, obwohl ihr Pro-Kopf-BIP extrem hoch ist. Für große Länder sollten Strukturindikatoren wie die Produktionskraft und die wissenschaftliche und technologische Innovationsfähigkeit in vollem Umfang berücksichtigt werden. Aus dieser Sicht bleibt China trotz eines größeren BIP deutlich hinter den USA zurück.

Zumindest könnte China viele Jahre benötigen, um mit dem Einfluss der USA gleichzuziehen. Nehmen wir als Beispiel die USA und Großbritannien. Die Vereinigten Staaten haben nach dem Zweiten Weltkrieg den Einfluss Großbritanniens übertroffen, obwohl sie in Sachen Bruttoinlandsprodukt bereits in den 1890er-Jahren an erster Stelle standen. Das bedeutet, dass es etwa 50 Jahre dauert, bis der Staat mit dem größten Bruttoinlandsprodukt auch zu einer Supermacht wird. Für die USA ist es daher völlig unnötig, sich darüber zu sorgen, ob sie eines Tages von China überholt werden.

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