Die bevorstehenden Olympischen Winterspiele 2022 in Beijing würden sich wahrscheinlich als Durchbruch für Chinas digitalen Renminbi („e-CNY“) erweisen. Dieser sei eines der wichtigsten Instrumente der Zentralbank des Landes, um die monetäre Souveränität auch im digitalen Zeitalter aufrechtzuerhalten, sagte ein Experte in einem exklusiven Interview mit China Daily.
Die Olympischen Winterspiele finden nächstes Jahr vom 4. bis zum 20. Februar statt, und man könne davon ausgehen, dass einige Einreise-/Ausreisepunkte wie die Städte Shanghai, Beijing und Guangzhou in der Provinz Guangdong während der Spiele für eine umfangreiche Nutzung von Zahlungen mit dem digitalen RMB bereit sein werden, erklärte Li Lihui, ehemaliger Präsident der Bank of China und Leiter der Blockchain-Forschungsarbeitsgruppe bei der National Internet Finance Association of China.
Li sagte, dass der von der Zentralbank unterstützte digitale RMB anstreben sollte, „die beste digitale Zentralbankwährung der Welt" zu sein, was der Aufrechterhaltung von Chinas monetärer Souveränität und finanzieller Stabilität sowie der Förderung der Integrität des Geldsystems im digitalen Zeitalter förderlich sein werde. Die Winterspiele 2022 würden der Prüfstein bzw. ein Wendepunkt für den digitalen RMB sein: „Ich bin voller Zuversicht."
Kurzfristig werde der digitale RMB das bestehende, vom US-Dollar dominierte Weltwährungssystem jedoch kaum verändern, da er als Digitalwährung für den Einzelhandel nur einen Teil des im Umlauf befindlichen Bargeldes ersetzen könne, stellte Li klar. „Wenn er aber zu einer global genutzten CBDC (Central Bank Digital Currency) werden soll, muss der digitale RMB jedoch zu einem umfassenden Typ einer Digitalwährung werden."
Zhou Xiaochuan, ehemaliger Gouverneur der Zentralbank, betonte in seiner Grundsatzrede auf dem Tsinghua PBCSF Global Finance Forum in Beijing, dass die Absicht bei der Gestaltung der digitalen Währung der chinesischen Zentralbank niemals darin bestanden habe, die dominante Position des US-Dollars als Weltreservewährung sowie als bevorzugtes Zahlungsmittel zu ersetzen.
Gleichzeitig versuche die Zentralbank, ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Privatsphäre der Nutzer des digitalen RMB und der notwendigen Überwachung zu finden, um illegale Transaktionen zu verfolgen und zu verhindern, erläuterte Zhou.
Das Design von Chinas digitalem RMB könne im derzeitigen Stadium „kontrollierbare anonyme" Zahlungen realisieren. Das heißt: Solange die Transaktionen nicht sehr häufig geschehen oder der Betrag nicht sehr groß ist, müssen die Währungsbehörden nicht eingreifen, um die Transaktionen zu überprüfen oder zu untersuchen, schilderte Li. Selbst wenn die Zentralbank über bestimmte persönliche Kapitalflüsse Bescheid wisse, seien ihre Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre und der Datensicherheit bisher sehr zuverlässig und vertrauenswürdig, versicherte er.
Das e-CNY-Pilotprogramm war im April 2020 gestartet und wurde anschließend auf 10 Städte sowie ein spezielles Anwendungsszenario - die Olympischen Winterspiele 2022 in Beijing - ausgeweitet.
„Es ist das weltweit erste Pilotprojekt der Zentralbank für eine digitale Währung, das in einer großen Volkswirtschaft gestartet wurde, daher wird es von der ganzen Welt mit großer Aufmerksamkeit verfolgt“, sagte Li.