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"Giftige" Mercedes: Fahrer müssen mit Mundschutz ans Steuer
2012-09-26
 

Daimler steht derzeit im Kreuzfeuer der Kritik in China. Kurz nachdem eine Frontscheibe von selbst brach, muss sich die deutsche Spitzenmarke nun mit einem Skandal durch stark belastete Innenraumluft herumschlagen.

Leberschäden wegen Formaldehyd in Mercedes C-Klasse

Bereits zu Beginn fand Herr Yuan, dass in der Fahrgastzelle ein unangenehmer Geruch herrschte, als er am 29. April seinen Mercedes C200 in Suzhou (Ostchina) kaufte. Yuan nahm dies zunächst nicht ernst, denn die Mitarbeiter des Autohauses sagten zu ihm: "Das ist normal für neue Autos. "

Der Geruch schwächte sich aber in den folgenden Tagen nicht wie erwartet ab, sondern wurde immer stärker. Am Steuer fühlte sich Yuan häufig schwindlig und unwohl, dazu bekam er Halsschmelzen sowie einen Ausschlag auf der Haut. Yuan musste beim Fahren mindestens zwei Mundschutzvorrichtungen tragen, um sich vor der giftigen Luft zu schützen. Um den Geruch sobald wie möglich zu vertreiben, ließ Herr Yuan alle Fenster immer offen – sowohl tagsüber beim Fahren als auch nachts in Garage. Dazu verwendete er verschiedene Luftreinigungsmaterialen wie Aktivkohle und einen Sauerstoff-Katalysator, jedoch waren alle Mittel vergeblich.

Mit immer schwereren Symptomen machte Yuan am 24. Mai – einen Monat nach dem Autokauf – eine Körperuntersuchung im Krankenhaus. Diagnostiziert wurden schwere Leberschäden sowie zu hohe Transaminase. Auf Nachforschungen stellte Yuan fest, dass seine Krankheit auf die giftige Luft im Auto zurückzuführen war.

Über die Innenraum-Belastung hatte sich Yuan mehrmals beim Mercedes-Kundendienst in Beijing beschwert, er bekam jedoch keine Antwort. Die Autohaus-Mitarbeiter in Suzhou bestanden darauf, dass sie keinen besonderen Geruch im Auto wahrnehmen konnten.

Am Steuer fühlte sich Yuan häufig schwindlig und unwohl, dazu bekam er Halsschmelzen sowie einen Ausschlag auf der Haut. Yuan musste beim Fahren mindestens zwei Mundschutzvorrichtungen tragen, um sich vor der giftigen Luft zu schützen.

Der Testbericht ergab, dass der Formaldehydwert im Innenraum von Mercedes-Benz C200 vier Mal höher sei als normal.

Yuan beauftragte daraufhin ein Institut, um die Luftqualität im Auto zu testen. Der Testbericht ergab, dass der Formaldehydwert in seinem Mercedes vier Mal höher sei als normal. Laut Experten kann Formaldehyd eine Reihe akuter und chronischer Krankheiten auslösen. Jedoch wollte Mercedes den Testbericht nicht anerkennen.

Yuan plante schließlich, die Ledersitze auf eigene Kosten auszutauschen, die vermutlich die Hauptursache für die Luftverschmutzung sind. Jedoch musste er mit Erstaunen feststellen, dass alleine die Sitze 100.000 RMB kosten würden. Das entspricht fast einem Drittel des gesamten Autopreises, und die Personalkosten für den Austausch sind dabei noch gar nicht mitgerechnet.

Ablehnende Haltung von Benz verärgert hunderte Opfer

Das Problem von Herrn Yuan ist kein Einzelfall. Die Journalisten der chinesischen Wirtschaftswebsite ce.cn fanden eine Online-Organisation namens "Opfer der schwer belasteten Mercedes-Benz C-Klasse". Um die 350 Besitzer einer C-Klasse versammelten sich spontan und diskutieren via QQ (ein chinesischer Instant-Messaging-Dienst) über die Lösung desselben Problems.

Neben den Ledersitzen wiesen viele Mitglieder der Opferorganisation auch darauf hin, dass der Teppich, die Armatur sowie die Klimaanlage ebenfalls Geruch ausströmen würden. Ein Herr Li etwa meinte, dass die Ursache allen Übels am Schaumstoff im gesamten Innenraum zu finden sei.

Das Innenraum vom Benz C200. Neben den Ledersitzen wiesen viele Mitglieder der Opferorganisation auch darauf hin, dass der Teppich, die Armatur sowie die Klimaanlage ebenfalls Geruch ausströmen würden.

Daimler steht derzeit im Kreuzfeuer der Kritik in China. Kurz nachdem eine Frontscheibe von selbst brach, muss sich die deutsche Spitzenmarke nun mit einem Skandal durch stark belastete Innenraumluft herumschlagen.

Ein noch größeres Ärgernis als der belastete Innenraum ist jedoch die ablehnende Haltung von Mercedes-Benz. "Die ewige Antwort der Kundendienst-Hotline ist: ‚Ja, ist mir klar. Ich werde der Firma Ihre Beanstandung ausrichten’", so Zhang, eine Besitzerin eines C200 in Shenzhen. "Durch diese Hotline kann überhaupt kein Problem gelöst werden."

Ein anderer Besitzer, Herr Wang aus Beijing fuhr seinen C200 wütend ins Autohaus und öffnete die Türen. "Selbst bei diesem extrem starken Geruch sagten sie, dass sie nichts gewittert hätten. Waren sie etwa alle erkältet?"

"Ich war wegen des Problems schon über 20 Mal beim Autohaus, habe aber noch immer keine Antwort bekommen", sagte Herr Li, ein C200-Besitzer in Wuhan. Nun parkt er sein Auto bis auf weiteres in der Garage, denn er wagt es nicht mehr, das giftige Auto zu fahren.

Allerdings haben nicht alle Besitzer Zeit und Lust, so lautstark zu protestieren wie Herr Wang. Die meisten Opfer seien nur enttäuscht und hilflos. "Es ist doch gerade Deutschland, wo der weltweit erste Standard für Luftqualität im Innenraum des Autos eingerichtet wurde. Als eine internationale Spitzmarke in Europa und den USA sollte Mercedes anspruchsvoll bei der Materialauswahl sein. Warum dürfen Stoffe von niedrigerer Qualität in China verwendet werden?" kommentierte ce.cn.

 
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