Home  >  Nachrichten
 Artikel Versenden   Artikel Drucken    
 
Opfer der Wall Street: Chinas Stahlfirmen bezahlten 79 Milliarden US-Dollar 2010 für teures Eisenerz
2011-01-17
 
Nach Angaben des chinesischen Zollamtes hat das Land im Jahr 2010 erstmals seit zwölf Jahren seine Eisenerzimporte leicht gesenkt. Die Preise sind im gleichen Zeitraum jedoch um 60 Prozent gestiegen.

2010 sind Chinas Eisenerzimporte von 627,6 Millionen Tonnen im Jahr 2009 um nur 1,4 Prozent auf 618,6 Millionen Tonnen gesunken. Allerdings haben sie für rund neun Millionen Tonnen weniger stolze 79,43 Milliarden US-Dollar bezahlt, weil sich der Preis für Eisenerz letztes Jahr um etwa 60 Prozent erhöht hat. In Zahlen sind das 29,28 Milliarden US-Dollar mehr als die Gesamtsumme von 50,15 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009.

Das Jahr 2010 war für chinesische Stahlfirmen ohnehin ein hartes Jahr. Sie verbuchten im vergangen Jahr lediglich einen Gewinn von 85 Milliarden Yuan. Davon stammten 8 Milliarden Yuan aus Investitionen, sagte ein Sprecher des Verbands der Chinesischen Stahlindustrie. Vorher behauptete auch ein Beamter des Ministeriums für Industrie und Informatik, die Profitrate der chinesischen Stahlindustrie betrug 2010 durchschnittlich nur 3,5 Prozent.

Diese Veränderungen sind auf die Umstellung bei der Preisgestaltung durch die drei weltweit wichtigsten Eisenerzproduzenten Rio Tinto, Vale und BHP, und auf die Preisanstiege von Eisenerz zurückzuführen. 2010 begannen die drei genannten Rohstoffkonzerne, internationale Rohstoffverträge nicht mehr auf Jahresbasis, sondern auf Quartalsbasis zu unterzeichnen. Vorher verhandelten sie immer jährlich mit ihren Handelspartnernüber den Eisenerzpreis.

Der Eisenerzpreis erhöhte sich demnach von 90 US-Dollar pro Tonne im Januar 2010 um 60 Prozent auf 146 US-Dollar pro Tonne im Dezember. Zwar verstärkte China vor diesem Hintergrund den Abbau von inländischem Eisenerz, was einen Teil des chinesischen Stahlhungers befriedigte, aber die Rio Tinto, Vale und BHP haben auf dem Weltmarkt bisher eine Monopolstellung. Im Jahr 2010 wurden noch etwa 60 Prozent des chinesischen Eisenerzbedarfs aus dem Ausland importiert.

Wer kontrolliert die internationalen Eisenerzpreise?"Die internationalen Investmentbanken an der Wall Street profitieren am meisten von den hohen Eisenerzpreisen", sagte ein anonymer Analyst, da sie enge Verbindungen zu Rio Tinto, BHP und Vale pflegten.

Die fünf größten Gesellschafter von BHP im Jahr 2009 hießen HSBC, J. P. Morgan, National Nominees Ltd, Citicorp Nominees Pty Limited und Citibank. Diese fünf Finanzinstitute hielten jeweils etwa 16,08%, 11,62%, 9,41%, 8,42% und 4,81% Aktienanteile der BHP. Bei Rio Tinto liegt der Fallähnlich. Der Finanzbericht vom Jahr 2009 zeigt, dass HSBC, J P Morgan, National Nominees Ltd, und Citibank jeweils 14,12%, 10,59%, 8,79% und 2,29% Aktienanteile von Rio Tinto besitzen. Nur Vale wird von brasilianischen Altersversicherungsfonds kontrolliert, aber Mitsui hält immerhin 18 Prozent Aktienanteile.

Diese Investmentbanken kontrollieren nicht nur die Eisenerzminen auf der Welt, sondern sie fördern auch den Derivatehandel für Eisenerz. Sie haben außerdem einen großen Einfluss auf internationale Schiffsladungen. Der"Baltic Dry Index"(BDI), ein Preisindex für das weltweite Verschiffen von Hauptfrachtgütern(hauptsächlich Kohle, Eisenerz und Getreide) auf Standardrouten wird häufig von ihnen manipuliert, um den Rohstoffpreis zu erhöhen.

"Das Kapital der Investmentbanken kontrolliert fast alle drei Rohstoffkonzerne. Die Interessen der Stahlunternehmen werden völlig ignoriert", klagte Luo Bingsheng, Vizedirektor des Verbands der Chinesischen Stahlindustrie, einmal im letzten Jahr.

Viele Analysten meinen, die Eisenerzpreise werden im Jahr 2011 weiter in die Höhe steigen. Die chinesischen Stahlkonzerne bleiben weiterhin Opfer der Wall Street.

 
China.org
Über uns - Kontakt - Feedback
© Ce.cn Alle Rechte vorbehalten.