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Chinas geschlossene Wohnsiedlungen sollen öffentlich befahrbar werden
2016-02-24
 

Geschlossene Wohnsiedlungen sind in chinesischen Städten üblich: Durch Mauern ist jede Siedlung nur durch bestimmte, überwachte Eingänge für Bewohner oder Besucher befahr- oder begehbar. Damit genießen Bewohner auch in der Großstadt ihre Ruhe, Privatsphäre und nicht zuletzt Sicherheit. Eine neue Leitlinie der chinesischen Regierung zur Öffnung geschlossener Wohnsiedlungen sorgt nun seit kurzem im Internet aber für heftige Diskussionen. Nach der Leitlinie sollen nicht nur zukünftig keine geschlossenen Wohnsiedlungen mehr gebaut werden. Die Mauern bestehender Wohnsiedlungen sollen auch allmählich abgebaut werden. Der Plan ist es, die bestehenden inneren Straßen an das öffentliche Straßensystem anzuschließen, um das Problem der Staus und anderer Verkehrsbeeinträchtigungen in den Städten zu lösen. Doch viele Bewohner machen sich große Sorgen um ihre Sicherheit, Gesundheit und Eigentumsinteressen.

Ein User bezweifelt, dass die Öffnung der Wohnsiedlungen wirklich bei der Lösung der Verkehrsprobleme helfen kann, seien die Straßen in seiner Wohnsiedlung doch eigentlich sehr wenige.

Experten nehmen jedoch die Längen der Straßen in Shanghai als Beispiel: Einer Statistik der Map-App Gaode zufolge hat Shanghai derzeit Straßen mit einer Gesamtlänge von rund 45.600 Kilometern. Im Kontrast dazu steht der staatliche Verkehrsbericht aus dem letzten Jahr, in dem eine Gesamtlänge von 17.800 Kilometern öffentlich befahrbarer Straßen verzeichnet ist. Die übrigen, quasi verlorenen, 27.800 Kilometer Straße liegen alle in Wohnsiedlungen und Hochschulen. Die Öffnung der Wohnsiedlungen zielt darauf ab, das öffentliche Straßennetz zu erweitern, damit der Verkehr reibungsloser verlaufen kann. Ein User namens Wanglaow spricht sich im Netz für die neue Leitlinie der Regierung aus. Er schreibt, wegen des Baus benachbarter Wohnsiedlungen müsse er nun täglich zur Bushaltestelle zwei Kilometer mehr laufen.

Dem chinesischen Eigentumsrecht zufolge gehören die Wohnsiedlungsstraßen, Rasenflächen und Parkplätze allen Bewohnern der jeweiligen Wohnsiedlung. Für die Verwaltung und Pflege solcher Gebiete zahlen die Bewohner auch viel Geld. Deswegen klagen viele User auf verschiedenen Portalen über die anstehende Öffnung ihrer Wohnsiedlungen. „Können wir für die öffentliche Nutzung der Wohnsiedlungsstraßen auch Geld fordern?" Diese Frage kursiert mehr oder minder scherzhaft im chinesischen Netz.

Professor Jiang Hong von der Shanghai Jiao Tong Universität meint dazu, bei der Durchführung der Leitlinie stünden noch viele Fragen in Bezug auf Eigentumsinteressen, Verwaltungsgrenzen und Kapitalquellen offen. All dies benötige noch viel grundlegende Arbeit. Die Fragen könnten nicht allgemein gelöst werden, sondern benötigten eine jeweils gesonderte Betrachtung.

Liu Shilin, Direktor des Instituts für City Science der Shanghai Jiao Tong Universität, meint, die Öffnung der Wohnsiedlungen würde bei der Minderung der Staus aber auch neue Probleme mit sich bringen. Durch eine bessere Entwicklung der öffentlichen Verkehrsmittel und die Beschränkung von Privatautos könnten die Verkehrsprobleme gelöst werden. Die Besetzung neuer bisher unberührter Straßenressourcen dürfe keine Alternative sein, denn auch diese seien durchaus begrenzt.

 
CRI
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