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Wachsende Fettleibigkeit unter chinesischer Landjugend
2016-05-04
 

Übergewicht und Fettleibigkeit stellen auf dem Land ein zunehmendes Problem dar. Fehlende Bewegung und eine nicht ausreichend ausgewogene Ernährung sind für immer mehr Kinder und Jugendliche Teil ihres ungesunden Lebensstils. 

Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge haben sich Übergewicht und Fettleibigkeit unter chinesischen Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum zu einem wachsenden Problem entwickelt. Die Studie findet sich in der neuesten Ausgabe des European Journal of Preventive Cardiology und besagt, dass auf dem Land lebende Kinder und Jugendliche der Provinz Shandong heutzutage übergewichtiger sind als sie es noch 1985 waren.

Die Veröffentlichung hat eine Umfrage zur Grundlage, welche unter 28.000 Schülern aus ländlichen Schulen in Shandong, einer vornehmlich landwirtschaftlich geprägten Region, über einen Zeitraum von 29 Jahren durchgeführt wurde. Die Schüler, welche sich an der Umfrage beteiligten, hatten dabei ein Alter von sieben bis 18 Jahren.

Rund 17,2 Prozent der befragten Jungen waren 2014 fettleibig, während der Anteil 1985 noch bei lediglich 0,03 Prozent lag. Die Fettleibigkeitsquote unter Mädchen lag 2014 bei 9,11 Prozent im Vergleich zu 0,12 Prozent im Jahre 1985.

Die Quoten der übergewichtigen Jungen und Mädchen sind bis 2014 jeweils auf 16,35 Prozent und 13,91 Prozent angewachsen. 1985 betrugen die Anteile noch 0,74 Prozent bei den Mädchen und 1,45 Prozent bei den Jungen, erklärt Zhang Yingxiu, einer der Co-Autoren der Studie, und stellt fest, dass der Anstieg unter Kindern von sieben bis zwölf Jahren sogar noch auffälliger sei.

Die Studie benutzt eine Form des Body-Mass-Index (BMI), welcher die Körper-Masse auf das Quadrat der Körpergröße bezieht, um damit Übergewicht und Fettleibigkeit zu definieren. Ein BMI zwischen 24 und 27,9 wurde in der Studie als übergewichtig und ein BMI gleich oder höher als 28 als fettleibig definiert.

Die Autoren machen die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes sowie die Veränderungen des Lebensstils für die wachsende Fettleibigkeitsquote verantwortlich, welche zu einer übermäßigen Energiezufuhr und einem Mangel an körperlicher Bewegung unter jungen Menschen geführt haben.

„Verglichen mit der Generation ihrer Eltern, sind Kinder auf dem Land heute wohlgenährter und verbringen weniger Zeit mit körperlicher Ertüchtigung“, erklärt Zhao Jinshan, Co-Autor der Studie und Ernährungswissenschaftler am Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention der Provinz Shandong. Das Phänomen sei typisch für die große Zahl an „zuhause gelassenen Kindern“, welche sich in der Fürsorge von Verwandten befinden, während ihre Eltern in weit entfernten Städten geschäftig ihrer Arbeit nachgehen.

In einem Dorf in der südwestchinesischen regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing kümmert sich Cai Shibi um 20 solcher Kinder und meint, dass mindestens fünf der Kinder fettleibig seien, obwohl ihre Familien nicht wirklich wohlhabend seien. Beispielsweise sei ein Schuljunge in ihrer Fürsorge 1.10 Meter groß und wiege 55 Kilogramm. „Seine Eltern arbeiten weit von seinem Zuhause entfernt und seine Großeltern verwöhnen ihn mit allerlei leckerem Essen“, bemerkt Cai.

Anders als ihre Eltern, die viel Bewegung hatten, spielten und sich damit fit hielten, sind viele der Landkinder heutzutage wahre Stubenhocker, sagt Co-Autor Zhao. Verglichen mit Stadtkindern, welche mehr auf eine ausgeglichene Ernährung achten, bevorzugen es Landbewohner immer noch Fleisch, statt Gemüse zu essen. Zudem essen sie salzigeres und fettigeres Essen. „Ernährungsgewohnheiten sind eine komplizierte soziale Angelegenheit. Eine Agrargesellschaft muss erst eine gewisse Entwicklungsphase erreichen, bevor ihre Mitglieder die Bedeutung einer ausgeglichenen Ernährung begreifen.“

Ärzte warnen, dass Fettleibigkeit bei Kindern zu Bluthochdruck, Diabetes oder sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen könne.

 
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