Die Kreditvergabe an Privatpersonen und Unternehmen soll durch ein soziales Kreditsystem auch an ihr Sozial-, Markt- und Umweltverhalten gekoppelt werden und mit Vergünstigungen und Benachteiligungen korrektes Verhalten fördern.
Vom Bücherausleihen in öffentlichen Bibliotheken bis zu Bankdarlehen wird den privaten und unternehmerischen Kreditakten immer höhere Bedeutung beigemessen.
Die erste Demonstrationszone für das soziale Kreditsystem in China ist in der Jangtse-Delta-Region geplant und soll die Stadt Shanghai sowie die Provinzen Jiangsu, Anhui und Zhejiang umfassen. Sie zielt darauf ab, Vergünstigungen für eine gute Bonität zu fördern.
Das Pilotprojekt wurde von der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform genehmigt und soll dabei helfen, ein solides wirtschaftliches und soziales Umgebung in der Region zu kultivieren und das individuelle Verhalten durch Kreditakte zu regulieren. Durch das System werden vertrauenswürdige Unternehmer und Individuen belohnt, während Rechtsverletzer diskreditiert werden.
Die Jangtse-Delta-Region hat in den letzten Jahren vom Wachstum der Unternehmenskredite und dem Schutz des geistigen Eigentums profitiert. Seit 2015 gehen Verwaltungen auf Provinzebene im Zuge gemeinsamer Kampagnen gegen überregionale und branchenübergreifende Rechtsverletzungen des geistigen Eigentums und Fälschungen vor. Durch die Nutzung von Big Data waren Behörden für Öffentliche Sicherheit in der Region in der Lage, gemeinsam gegen Unternehmensbetrug im Internet vorzugehen.
Fälle von Rechtsverletzungen und Fälschungen in der Region sind auf der staatlichen Internetseite ipraction.gov.cn gelistet, mit detaillierten Informationen für die öffentliche Einsichtnahme. „Die Zusammenarbeit beim Durchgreifen gegen gefälschte und minderwertige Produkte hat dabei geholfen, die Barrieren des lokalen Protektionismus zu verringern“, so Lin Haihan, Verantwortlicher für die Markenabteilung der Shanghaier Industrie- und Handelsbehörde.
Im Tourismussektor wurde im November testweise ein Online-Informationszentrum eröffnet, welches aktuelle Informationen zu schlechten Kreditakten von Tourismusagenturen bietet. Laut Jin Xingming, dem stellvertretenden Generalsekretär der Shanghaier Stadtverwaltung, ist das vereinheitlichte Kreditsystem auf dem Tourismusmarkt in der Delta-Region ein „Durchbruch“ in der Vernetzung des gesamten Kreditsystems. „Das Kreditsystem kann Unternehmer nicht nur durch das Setzen auf die schwarze Liste marktorientiert abstrafen. Das System kann auch die Bemühungen für soziale, staatliche und marktliche Überwachung vereinen“, so Jin.
Zhao Qiang, ein Unternehmer aus der Provinz Anhui, konnte die Vorteile des Systems bereits 2016 auskosten. Der Unternehmer brauchte lediglich drei Tage, um einen Kredit von sieben Millionen Yuan (rund 962.500 Euro) von der Handelsbank Lai’an genehmigt zu bekommen, als sein Unternehmen zur Herstellung von Büromaterialien Kapital benötigte. Nach Angaben der Bank erfolgte die Genehmigung aufgrund von Zhaos Bonität derart rasch.
In Shanghai können Bürger mit einem guten sozialen Kreditscore neuerdings eine „Kreditkarte“ in der Stadtbibliothek erhalten und damit kostenlos Bücher ausleihen. Jedoch mangelt es immer noch an Regulierung. Ohne ein transparentes soziales Kreditsystem können Vor- und Nachteile nicht gerecht vergeben werden.
„Das Pilotprojekt zum sozialen Kreditsystem sollte die Initiativen im kleineren Maßstab für kreditliche Belohnungen und Benachteiligungen in verschiedenen Städten ablösen und einen systematischen und vereinheitlichten Weg bieten, der zur landesweiten Praxis erhoben werden kann“, so die Ansicht von Wang Ningjiang, dem Direktor des Kreditzentrums der Provinz Zhejiang. Ihm zufolge sollte sich das Pilotprojekt darauf konzentrieren, Firmen mit schlechten Kreditakten in Folge von verursachten Umweltschäden oder einer Gefährdung der Lebensmittelsicherheit auf eine Schwarze Liste zu setzen.
