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Ausbeutung chinesischer Arbeitskräfte im Ausland
2017-05-11
 

Mehr und mehr Chinesen arbeiten im Ausland. Manche Firmen locken Interessierte mit lukrativen Angeboten, die sich nach Ankunft als weit weniger attraktiv herausstellen. Experten raten zur Vorsicht.

Nach sechs Monaten Arbeit auf einer Baustelle und einem weiteren Monat gefangen auf der Insel Saipan, kehrten am 9. Mai 92 chinesische Arbeiter nach China zurück. Sie wurden in ihrer Entscheidung auch dadurch bestärkt, dass ihnen versprochen wurde, ihre überfälligen Löhne zu erhalten.

Laut den Arbeitern, von denen die meisten aus nordostchinesischen Provinzen stammen, wurden ihnen Arbeitsstellen für 300 Yuan (annähernd 40 Euro) pro Tag auf der Insel angeboten, welche zum Commonwealth der Nördlichen Marianen gehört, einem Außengebiet der USA. Allerdings wurden ihre Löhne nur verzögert ausgezahlt und unangemessene Abzüge vorgenommen.

„Wir wurden von einer örtlichen Arbeitsagentur angeworben, um auf der Baustelle zu arbeiten. Nach Zahlung von 10.000 Yuan [1330 Euro] an Maklergebühren wurden wir im November nach Saipan geschickt, wo wir herausfanden, dass der Lohn auf 200 Yuan pro Tag reduziert wurde. Die Agentur hat sogar einen Monat Lohn zurückgehalten“, berichtete einer der Arbeiter gegenüber ThePaper.cn. Ihm zufolge wurden den Arbeitern von der Agentur lediglich Touristenvisa statt Arbeitsvisa angeboten, die billiger und einfacher zu erhalten sind.

Als Reaktion auf die Forderungen der Arbeiter erklärte Gold Mantis Construction Decoration, die für das Bauprojekt verantwortliche chinesische Firma, gegenüber ThePaper.cn, dass sie ebenfalls ein Opfer der Arbeitsagentur sei, da sie sich der Situation der Arbeiter nicht bewusst war.

„Die Arbeitsagentur, deren Dienste wir in Anspruch genommen haben, wird von einem chinesischen US-Amerikaner namens Kong Xianghu geleitet, der unser Geld angenommen hat, ohne es an die Arbeiter weiterzugeben. Wir wissen nicht, warum die Agentur keine Arbeitsvisa für die Arbeiter organisiert hat“, so ein Sprecher der Firma gegenüber ThePaper.cn.

Es ist nicht das erste Mal, dass chinesische Arbeiter sich in einer solch misslichen Lage wiederfinden. Da immer mehr chinesische Unternehmen an der „Belt and Road“-Initiative teilnehmen und im Ausland tätig werden, werden auch zunehmend chinesische Arbeiter ins Ausland geschickt. Preiswerte Wanderarbeiter werden mit lukrativen Löhnen angelockt und werden nicht selten Opfer von Ausbeutung, sobald sie ihre Arbeit antreten.

Gold Mantis Construction Decoration hat den Arbeitern bisher 1.500 US-Dollar an Entschädigungsgeld ausgezahlt und versprochen, dass der Rest ihrer Löhne ausgezahlt werde, sobald sie nach Hause zurückkehren.

„Das ist eine wertvolle Erfahrung für chinesische Unternehmen, die im Ausland Geschäfte machen wollen. Im Vergleich zu den relativ lockeren Beschäftigungsverfahren in China haben viele ausländische Länder strenge Regeln für solche Angelegenheiten. Wenn Probleme auftreten, würde das Unternehmen große Verluste erleiden. Wir müssen die lokalen Gesetze und Vorschriften einhalten und befolgen“, so der Sprecher der Firma gegenüber ThePaper.cn.

„Arbeiter sollten sich über potenziellen Betrug bei der Arbeit im Ausland bewusst sein. Sie sollten zusätzlich zur Ausstellung eines Arbeitsvisums auch die Qualifikationen der Arbeitsvermittler überprüfen“, so die Empfehlung eines in Shanghai ansässigen Anwalts.

 
German.people.cn
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