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Chinas Landtourismus im Umbruch
2017-05-23
 

Der Landurlaub erlebt in China zurzeit eine Blüte. Die Branche wird aber auch von zahlreichen Problemen wie fehlender Innovation, ähnlichen und veralteten Reiseprogrammen sowie mangelnder Vernetzung zwischen Bauern und Investoren geplagt.

Die reiselustige Wang Xin arbeitet bei einer Presseagentur in Beijing. In den Ferien reist sie häufig in einen der Vororte. Der Ausflug nach „Gu Bei Shui Zhen", eine kleine Stadt bei Beijing, hat bei ihr einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „An den Wochentagen bin ich sehr beschäftigt. Wenn ich in den Ferien eine kleine Stadt besuche, kann ich dem Getöse der Großstadt entfliehen und mich ausruhen."

Zahlreiche Stadtbewohner reisen in die Dörfer. Laut einer Statistik des Ministeriums für Landwirtschaft empfing die ländliche Freizeitindustrie 2016 fast 2.1 Milliarde Touristen und erwirtschaftete einen Umsatz von über 570 Milliarde Yuan (etwa 74 Milliarden Euro).

Doch abseits der Blüte der Freizeitwirtschaft steht der ländliche Tourismus vor neuen Herausforderungen. „Die Reiseprogramme der ländlichen Anbieter sind praktisch identisch, beinhalten kulinarische Spezialitäten, Karten spielen und Fischen. Hat man dieses Programm mehrmals erlebt, dann findet man es ziemlich langweilig und nicht mehr anziehend“, so Wang Xin.

Laut Chen Xiaohua, Vizeminister des chinesischen Ministeriums für Landwirtschaft, lag die Anzahl der Anbieter für Landtourismus bei mehr als 300.000. „Allerdings sind ihre Produkte fast gleich. Besonderheiten fehlen. Daher können sie der vielfältigen Nachfrage von Stadtbewohnern nicht nachkommen. Die Homogenität verhindert eine gesunde Entwicklung des ländlichen Tourismus“, so Chen.

„Viele Faktoren tragen zur Homogenität bei“, meint Song Zenwen, Stadtplaner der chinesichen Akademie für Stadtplanung und Design: „Der ländliche Tourismus steckt in einigen Dörfer noch in den Kinderschuhen. Bei der Planung des Landschaftgebietes ahmten sie einfach nach. In einigen Gebieten werden die Ressourcen nicht voll genutzt und extensiv behandelt.“

„Auf der Angebotsseite spielt der Preis trotz steigender Kaufkraft noch eine wichtige Rolle. Manche Menschen glauben irrtümlicherweise, dass eine Reise auf dem Land weniger kostet. Solch eine Mentalität behindert die weitere Entwicklung des ländlichen Tourismus“, so Wu Bihu, Professor der Fakultät für Regionalplanung und Umweltwissenschaften an der Peking Universität.

Es gilt, die Vielfalt des ländlichen Tourismus voranzutreiben. Um ein neues Niveau zu erreichen, so Song Zengwen, sollte der ländliche Tourismus mit anderen relevanten Branchen tiefgründig verschmelzen. Beispielsweise kann man nach verschiedenen Funktionen der Landwirtschaft suchen, indem man den Bereich des ländlichen Tourismus ausdehnt und neue Formate wie Landwirtschaftsparks oder Altenheime errichtet.

Werden professionelle Investoren die Bauern in den Hinterrund drängen?

Der landliche Tourismus wird momentan als neuer und innovativer Markt für Investitionen betrachtet, weshalb eine große Menge an Kapital hineinströmt. In einigen Orten hat das Fremdkapital die Bauern konkurrenzunfähig gemacht. Als Hauptgrund wird die mangelnde Integration der Bauern betrachtet. Zum einen betreiben manche Bauern ein familienbasiertes Freizeitangebot mit singulären Funktionen. Deshalb mangelt es an Konkurrenzfähigkeit. Zum anderen sind die Gründer und Leiter neuer Unternehmen nicht eng mit den Interessen der Bauern verbunden.

Feng Ling, Professor an der Zweiten Fremdsprachenuniversität Beijing, meint, dass sich die Bauern einerseits intensiver in Genossenschaften und Tourismus-Vereinen organisieren müssen. Andererseits sollte die Unterstützung für arme Haushalte verstärkt werden, um eine Ausweitung der Schere zwichen Armen und Reichen zu vermeiden. 

 
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