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Chinesische Unternehmen müssen sich auf wachsenden Protektionismus einstellen
2017-06-21
 

Strengere Prüfungen von Auslandsübernahmen in Europa und den USA sind der Ausdruck einer Tendenz, welche die Gleichbehandlung chinesischer Unternehmen in entwickelten Märkten in weite Ferne rückt.

Dem am Donnerstag und Freitag in Brüssel stattfindenden EU-Gipfel wird viel Aufmerksamkeit geschenkt, da nicht nur der erste Auftritt von Emmanuel Macron seit seiner Wahl zum Präsidenten Frankreichs, sondern auch ein Entwurf für genauere Prüfungen von Auslandsübernahmen europäischer Unternehmen auf der Tagesordnung steht. Während unklar bleibt, welche Maßnahmen laut des Entwurfs ergriffen werden sollen, handelt es sich um den Ausdruck einer klaren Tendenz wachsender Anstrengungen westlicher Regierungen zur Blockade chinesischer Firmenübernahmen in strategisch wichtigen Sektoren.

Laut der Sonntagsausgabe der deutschen Zeitung Handelsblatt plant die EU im September die Vorlage eines Gesetzesentwurfs, um behördliche Prüfungen bei ausländischen Unternehmenskäufen insbesondere durch staatliche Unternehmen aus China zu verstärken. „Ausländische Anleger, die staatlich kontrolliert oder durch Staatsgarantien unterstützt werden, sollen besonders genau untersucht werden“, so der Artikel.

Die Nachricht kam kurz nach Macrons Vorschlag für einen europäischen Schutzmechanismus, der es der EU erlauben würde, Auslandsübernahmen in einigen Schlüsselsektoren zu verhindern, so ein Bericht der Financial Times vom Donnerstag.

Macrons Vorschlag zielt anscheinend vorrangig auf die Einschränkung von Übernahmen einheimischer innovativer Firmen durch vorwiegend chinesische Unternehmen, und zwar aus Gründen der nationalen Sicherheit. Einige EU-Mitgliedsstaaten waren aufgebracht aufgrund des Ungleichgewichts bei Auslandsinvestitionen zwischen China und der EU. Laut einem Januar-Bericht des Beratungsunternehmens Rhodium Group und des Mercator-Instituts für Chinastudien betrugen Chinas Auslandsdirektinvestitionen in der EU im Jahr 2016 35,1 Milliarden Euro, wobei die EU-Investitionen in China nur 7,7 Milliarden Euro erreicht haben.

Inzwischen werden die Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit auch von den Vereinigten Staaten geteilt. Laut einem Bericht von Reuters denken auch die Vereinigten Staaten über eine Verschärfung der Prüfung chinesischer Investitionen nach, um den Zugang zu sensiblen Technologien, die als bedeutend für die nationale Sicherheit des Landes betrachtet werden, wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, zu verhindern.

Obwohl der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Lu Kang auf einer Pressekonferenz am Mittwoch gesagt hat, dass „kommerzielle Übernahmen nicht durch ungerechtfertigte politische Aspekte, geschweige denn politische Eingriffe überfrachtet werden sollten“, ist es eine unleugbare Tatsache, dass chinesische Firmenübernahmen in entwickelten Ländern in eine schwierige Phase eintreten und auf mehr Gegenwind treffen werden.

Chinesische Unternehmen sollten vorbereitet sein auf eine Zunahme des Protektionismus in entwickelten Märkten, wobei ideologische Probleme wachsen und sich dadurch direkt auf die örtlichen Ansichten über chinesische Firmen, insbesondere staatliche, auswirken werden.

Die Gleichbehandlung chinesischer Unternehmen mit ihren westlichen Kollegen könnte in entwickelten Märkten noch einen relativ langen Zeitraum benötigen.

Solch ein Prozess wird nicht nur Anstrengungen auf Unternehmensseite, sondern auch auf Regierungsebene erfordern. Die chinesischen Behörden müssen etwa Reform und Öffnung weiter vorantreiben und insbesondere ausländischen Anlegern mehr Investitionsmöglichkeiten auf dem chinesischen Markt anbieten.

Der Autor, Wang Jiamei, ist ein Reporter von Global Times.

 
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