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Experten geben Entwarnung
2019-02-21
 

Der demographische Wandel macht auch vor China nicht halt. Verschiedene Szenarien gehen von einem deutlichen Rückgang der Zahl von Menschen in erwerbsfähigem Alter aus. Experten gaben nun Entwarnung. Ein Arbeitskräftemangel sei nicht in Sicht. 

Chinas Bevölkerung in erwerbsfähigem Alter schrumpft. Das Nationale Statistikamt hat vor Kurzem Informationen veröffentlicht, nach denen die Zahl der Chinesen in erwerbsfähigem Alter sinkt. Sowohl die absolute Zahl als auch der relative Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (zwischen 16 und 59 Jahren) sind rückläufig. Im vergangenen Jahr gab es in China 897 Millionen Menschen in dieser Altersgruppe, 26 Millionen weniger als noch im Jahr 2011.

Es wird allgemein angenommen, dass Chinas wirtschaftliche Entwicklung auch durch den jahrzehntelangen Überschuss an billigen Arbeitskräften angefacht wurde, der durch den Babyboom Anfang der 1950er Jahre ausgelöst wurde. In den 1980er-Jahren wurden diese Babys zu Erwachsenen, was mit einer Reihe von Wirtschaftsreformen zusammenfiel. Es gab zahlreiche neue Beschäftigungsmöglichkeiten und die Menschen standen weniger unter Druck, ihre Kindern zu erziehen, sagte He Dan, Direktor des Forschungszentrums für Bevölkerung und Entwicklung in China. Diese Faktoren hätten allmählich an Zugkraft verloren. Die Ein-Kind-Politik wurde in den letzten Jahren aufgehoben, da das Reservoir an Arbeitskräften weiter schrumpft.

Demographen konzentrieren sich nun auf den Mangel an Menschen in erwerbsfähigem Alter, der das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahrzehnten bremsen könnte. Die Sorge wird durch eine Prognose des Ministeriums für Humanressourcen und soziale Sicherheit und der Vereinten Nationen verstärkt. Beide gehen davon aus, dass der Rückgang anhalten wird, wobei die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis 2050 auf rund 700 Millionen sinken soll.

Andere Demographen und Ökonomen sind jedoch der Ansicht, die Angst vor einem Schrumpfen der Belegschaft sei übertrieben. Zhai Zhenwu, Präsident der China Population Association, sagte, dass das schiere Arbeitskräfteangebot dem aller Industrieländer entspreche, derzeit sei kein Arbeitskräftemangel in Sicht.

 

„Der Personalmangel kann durch bessere Produktivität ausgeglichen werden“, sagte Zhai. „Chinas Wirtschaft wird hauptsächlich von arbeitsintensiven Industrien und nicht von der High-Tech-Branche bestimmt.“ Durch Wissenschaft und technologische Innovation könne das Land seine Abhängigkeit von physischer Arbeitskraft verringern, fügte er hinzu.

Zukünftige Produktivitätssteigerungen würden durch eine höhere Anzahl gut ausgebildeter Hochschulabsolventen und ausreichend ausgebildeter Techniker ermöglicht, die jedes Jahr in den Arbeitsmarkt eintreten, sagte Ning Jizhe, Leiter des Nationalen Statistikamtes.

„Die Zahl derer, die eine höhere Ausbildung oder technische Ausbildung erhalten haben, hat die Marke von 170 Millionen überschritten und jedes Jahr gibt es mehr als acht Millionen neue Hochschulabsolventen“, sagte er auf einer Pressekonferenz im Juli.

 

Im vergangenen Jahr verließen 8,2 Millionen Studenten die Universitäten des Landes mit einem Hochschulabschluss, 2010 waren es 6,3 Millionen.

 

Laut einem Grünbuch zu Bevölkerung und Arbeit in China, das im Januar von der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften veröffentlicht wurde, war eine abnehmende Zahl von Wanderarbeitern aus ländlichen Gebieten im Jahr 2003 ein erstes Anzeichen für einen drohenden Arbeitskräftemangel.

 

Die Abwärtsbewegung wirkte sich allmählich auf ein breiteres Spektrum arbeitsintensiver Sektoren aus, wie beispielsweise Dienstleistungs- und Reinigungsbranche sowie die konventionelle Landwirtschaft, sagte der Bevölkerungsökonom Li Tongping von der China University of Geosciences in Wuhan, Provinz Hubei.

 

Nach Schätzungen des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen wird der Anteil der chinesischen Bevölkerung ab 60 Jahren bis 2025 auf 20 Prozent steigen.

 

Babatunde Ahonsi, Vertreter des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen in China, sagte, Dreh- und Angelpunkt der Wirtschaft eines Landes sei die Arbeitsproduktivität und nicht die Anzahl seiner Arbeitskräfte. „Mit Hilfe von gut koordinierten Maßnahmen von Regierung, Privatsektor und zivilgesellschaftlichen Organisationen wird China weiterhin ein wichtiger Motor für eine nachhaltige Entwicklung sein“, sagte er. „Zweitens sollten Maßnahmen ergriffen werden, um Mitglieder der jüngeren Generation zu unterstützen, die sich für mehr Kinder entscheiden“, fügte er hinzu.

 

Er schlug vor, dass die politischen Entscheidungsträger die Einführung einer gewichteten Steuerermäßigung, Kinderbetreuungsbeihilfen und erschwinglicher, qualitativ hochwertiger Betreuung von Kindern und älteren Menschen in Erwägung ziehen sollten, um Frauen zu stärken und die Gleichstellung der Arbeit von Frauen und Männern im Haushalt zu fördern.

 

 
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