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Agrarwissenschaftler fordern schnelleren Einsatz von GVOs
2019-05-21
 

Agrarwissenschaftler in China haben eine Reform der Klassifizierung von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVOs) gefordert. Sie wollen erreichen, dass solche Pflanzen als traditionell gezüchtete Sorten erfasst werden.

Durch die derzeitigen Regelungen seien gentechnisch veränderte Produkte aus der Landwirtschaft einem hohen Maß an Aufsicht und Prüfung ausgesetzt. Durch eine Änderung der Regelungen werde der Untersuchungs- und Bewertungsprozess rationalisiert. Dies rege die wissenschaftliche Forschung an und beschleunige den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen.

 

Die Forschung zur Entwicklung neuer Pflanzensorten mit wünschenswerten Merkmalen durch Genediting habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, da der Prozess einfacher und kostengünstiger sei als genetische Modifikationstechniken, die Fremd-DNA in die Pflanze einführen, so Zhu Jiankang, Direktor des Shanghai Center for Plant Stress Biology.

 

Für das Editieren von Genen müssen vorhandene Genome angepasst werden, anstatt DNA aus anderen Quellen hinzuzufügen. Diese Technik kommt bei kontrovers diskutierten genetischen Forschungen zum Einsatz.

Der einfachere, in sich geschlossene Prozess zur Bearbeitung von Genen löst die Technologie von Umwelt- und Sicherheitsbedenken, die den Fortschritt bei der Vermarktung anderer gentechnisch veränderter Produkte behindern.

 

„Im Wesentlichen unterscheidet sich Gen-Editing nicht von natürlichen Mutationen, die ständig in der Natur stattfinden“, sagte Zhu. „Dasselbe Ergebnis kann auch durch traditionelle Pflanzenzüchtung erreicht werden, aber die Gen-Bearbeitung ist präziser.“

 

Neue Pflanzen mit dieser Methode zu entwickeln nehme jedoch einige Monate in Anspruch. Selbst wenn Off-Target-Schnitte an einem DNA-Strang vorgenommen werden, wenn also unerwünschte Genstränge entfernt werden, sei es sehr unwahrscheinlich, dass Menschen dabei zu Schaden kommen, fügte Zhu hinzu.

 

Die Vorzüge der Genbearbeitung, insbesondere des als CRISPR bekannten Verfahrens, faszinieren bereits viele Agrarwissenschaftler auf der ganzen Welt. In Laboratorien werde eine Vielzahl fortschrittlicher Kulturen und Pflanzen gezüchtet, von glutenfreiem Weizen bis zu samenlosen Tomaten.

 

In einigen entwickelten Ländern seien in den letzten Jahren regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen entstanden, sagte Zhu. In Japan entschied das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales, dass durch Genom-Editing entwickelte Lebensmittelprodukte ohne Sicherheitsbewertungen auf dem Markt eingeführt werden können, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, berichtete die Zeitung Asahi Shimbun im März.

 

Der Schritt wird als Folge einer im August in den USA erlassenen behördlichen Entscheidung betrachtet, umfangreiche Screenings für landwirtschaftlich hergestellte Produkte einzustellen. Ein in Minnesota ansässiges Unternehmen gab sechs Monate später bekannt, dass sein Öl aus gentechnisch veränderten Sojabohnen an örtliche Restaurants verkauft wurde.

 

Allerdings nimmt nicht jedes Land an der Zulassung von GVO teil. Der Europäische Gerichtshof hat im vergangenen Jahr entschieden, dass gentechnisch veränderte landwirtschaftliche Produkte den gleichen strengen behördlichen Kontrollen wie traditionelle Anbauprodukte unterliegen.

 

 

Zhu zufolge ist China ein führender Akteur in der Grundlagenforschung, doch das Fehlen eines klaren Regulierungsrahmens für die Einstufung und Bewertung der resultierenden Produkte bedeute, dass die Anwendung auf wissenschaftliche Labore beschränkt bleibe.

 

„Von Anfang an fand im Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Angelegenheiten eine rege Diskussion darüber statt, wie die Sicherheit solcher Produkte gewährleistet werden kann“, sagte er. Die ersten verfügbaren Dokumente deuteten darauf hin, dass es eine Reihe von Normen bei der Arbeit mit gentechnisch veränderten Pflanzen geben werde.

 

Jinan ist ein industrielles Zentrum für die Entwicklung von gentechnisch veränderten Organismen. In den nächsten sechs Jahren sollen etwa 50 neue Arten entstehen. „Diese neuen Sorten dürften schnell auf den chinesischen Markt gelangen, vorausgesetzt, es werden klare Regeln aufgestellt, anhand derer sie von GVO unterschieden werden können.“

 

Zwei Dutzend chinesische Akademiker unterstützten eine Initiative, die klare Regelungen für gentechnisch veränderte Pflanzen fordert. So soll die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Agrargüter erhöht und deren Akzeptanz auf dem Markt gestärkt werden.

 

Zhao Bingran, Forscher am Hunan Hybrid Rice Research Center, sagte, die Behörden sollten verschiedene gentechnische Verfahren festlegen. Grundlage sollte die Frage sein, ob Fremdgene in das Endprodukt eingebracht werden, oder nicht.

 

Ende 2017 gab das Forschungszentrum bekannt, dass eine Indica-Reissorte mit niedrigem Cadmiumgehalt, die durch eine Kombination aus Genediting-Verfahren und Hybridisierung kultiviert wurde, im September dieses Jahres vom Ministerium bewertet worden war. Zhao war an dem Projekt beteiligt.

 

„Seitdem haben wir eine Reihe von Folgeexperimenten durchgeführt und Dritte beauftragt, die Sicherheit, Stabilität und Qualität dieser neuen Sorte zu untersuchen. Weitere Tests sind im Gange“, sagte er.

 

Doch es stellen sich auch noch einige Herausforderungen, Beispiele sind Proteste von Konsumenten und Missverständnisse gegenüber GVOs. Auch Patentfragen in Bezug auf das CRISPR-Verfahren, das im Besitz von Forschungseinrichtungen der Vereinigten Staaten ist, müssen geklärt werden.

 
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