Nachdem Facebook Pläne für eine eigene Kryptowährung namens Libra veröffentlicht hatte, hat Chinas Zentralbank darauf mit ähnlichen Plänen reagiert. Digitalwährungen könnten fundamentale Änderungen des Finanzsystems bedeuten, weshalb China die Entwicklung genauestens beobachten werde.

 

Chinas Zentralbank beschleunige ihre Bemühungen, eine von der Regierung unterstützte digitale Währung einzuführen, um sich eine Spitzenposition im globalen Kryptowährungs-Wettlauf zu sichern, sagte ein hoher Beamter am Montag.

 

 

Chinas Zentralbank organisiert marktorientierte Institutionen, um gemeinsam eine digitale Währung der Zentralbank zu erforschen und zu entwickeln. Das Programm wurde vom Staatsrat genehmigt, wie Wang Xin, Direktor des Forschungsbüros der Bank, bei einem Seminar an der Peking-Universität mitteilte.

 

Die Zentralbank hat die Entstehung einer neuen globalen digitalen Währung namens Libra beobachtet, die am 18. Juni von Facebook, dem weltweit größten Unternehmen für soziale Netzwerke, eingeführt wurde.

 

„Wir werden ein genaues Auge auf die neue globale digitale Währung werfen", erklärte Wang in Bezug auf Libra.

Im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen wie Bitcoin wird Libra in einem Facebook-Weißpapier als eine Währung beschrieben, die „vollständig durch eine Reserve von realen Vermögenswerten abgesichert" sei. Ein Korb mit Bankeinlagen und kurzfristigen staatlichen Wertpapieren wird in einer Libra-Reserve gehalten, um deren Wert zu garantieren.

 

27 Unternehmen und Körperschaften haben sich der Gründergruppe Libra angeschlossen, darunter die Kreditkartenriesen Visa und Mastercard.

 

Facebook hat angekündigt, ein weltweit unabhängiges Governance-Organ mit Sitz in Genf einzurichten, das bis zum geplanten Start im Jahr 2020 100 Mitglieder umfassen soll.

 

„Aus Sicht der Regierung achten wir verstärkt auf den Einfluss auf Finanzdienstleistungen, Geldpolitik und Finanzstabilität", sagte Wang.

 

Er sagte, dass eine erfolgreiche Einführung von Libra das bestehende US-Dollar-zentrierte internationale Währungssystem in Frage stellen könnte - eine Entwicklung, die genau überwacht werden müsse.

 

Huang Yiping, Direktor des Forschungszentrums für digitale Finanzen der Peking-Universität und ehemaliges Mitglied des Zentralbank-Währungsausschusses, sagte, die Geburt von Libra sei ein „Alarm" für Chinas Innovatoren und Regulierer digitaler Währungen.

 

ede Rolle von Libra über die reine Zahlungsfunktion hinaus könnte zu Änderungen der Regeln des globalen Währungssystems führen, und die Aufsichtsbehörden sollten dieser Möglichkeit besondere Aufmerksamkeit widmen, verdeutlichte Huang die Bedeutung des Vorhabens.

 

Die Volkswirtschaften der Welt müssen noch entscheiden, wie sie mit der Herausforderung durch das Libra-System umgehen sollen. Laut Wang könnte eine Beschleunigung der Einführung ihrer eigenen digitalen Währungen jedoch ein Gegengewicht bilden.

 

Wang sagte auch, dass die digitale Währung der Zentralbank ein neues geldpolitisches Instrument oder ein Anlagevermögen sein könnte, das einen Zinssatz trägt, um die Wertnachfrage der Anleger zu befriedigen. Wangs Ausführungen deuten darauf hin, dass eine solche digitale Währung auch als Referenz für die Bankzinsen für Einlagen verwendet werden könnte.

 

„Eine von der Zentralbank herausgegebene digitale Währung kann die Effizienz der Geldpolitik verbessern und zur Optimierung des Zahlungssystems beitragen", sagte er.

 

Einige Experten schlugen vor, eine chinesische Version von Libra mit Facebook als Referenz zu starten, um am globalen Wettbewerb um Kryptowährungen teilzunehmen, und sie sagten, die chinesische digitale Währung könne auch im Inland verwendet werden. „Alles wird gerade diskutiert", sagte Wang gegenüber China Daily.

Li Zhenhua, leitender Direktor des Ant Financial Research Institute der Alibaba Group, sagte, der Markt sei besorgt darüber, ob sich Libra zu einer Art Kreditgeld entwickeln werde. In diesem Fall würde die Währungssouveränität der Zentralbanken in Frage gestellt. Kreditgeld ist eine zukünftige Geldforderung, wie eine Schuldverschreibung.

 

„Wir werden die internationale Koordination und Zusammenarbeit im Bereich der digitalen Finanzen verbessern und die globale Kommunikation in Bezug auf Libra und einer Digitalwährung der Zentralbank (CBDC) verbessern. China wird die Einführung einheitlicher Standards und Regulierungsregeln vorantreiben", kündigte Wang an.

Chinas Zentralbank war eine der frühesten Zentralbanken, die mit der Innovation digitaler Währungen begonnen hat. Das Programm begann 2014 unter der Leitung des ehemaligen Gouverneurs Zhou Xiaochuan.

 

Chinas Währungsbehörde identifiziere die Natur der digitalen Währung als „Ersatz für Bargeld" und nicht als spekulatives Instrument, so die Zentralbank.

 

Die Forschungsarbeiten werden vom Currency Gold and Silver Bureau der Bank geleitet. Die Abteilung, die in erster Linie für das traditionelle Währungsmanagement zuständig ist, verlagert sich auf digitale Währungsinnovationen, da der Einsatz von Bargeld in China angesichts boomender digitaler Zahlungssysteme rückläufig ist.

 

Die Peking-Universität startete am Montag ein neues Programm namens Open Research Initiative of Digital Finance, um eine Forschungsplattform für Innovationen bei digitalen Finanzprodukten bereitzustellen.