Laut weltweiten Experten sollten die USA ihre Forderungen an China für die Handelsgespräche senken. Diese seien überzogen und beträfen Reformen, für die China einen deutlich längeren Zeitraum benötigen würde.
Laut Analysten haben die USA einige inakzeptable Forderungen an China gerichtet, obwohl die kürzlich in Osaka erzielte Einigung den Markterwartungen entsprochen hatte. Die USA sollten ihre Bedingungen deshalb reduzieren, da bei den wieder aufgenommenen Handelsgesprächen Kompromisse von beiden Seiten notwendig seien.
Chinas Präsident Xi Jinping und sein US-Amtskollege Donald Trump einigten sich während ihres Treffens am 29. Juni in Osaka auf eine Wiederaufnahme der Handelsgespräche auf der Grundlage von Gleichstellung und gegenseitigem Respekt.
„Trump bittet China um umfassende Änderungen seines staatlich geführten Wirtschaftsmodells. Dies ist für China wie für jedes andere Land eindeutig inakzeptabel", erklärte Alan Wheatley, Associate Fellow in der Abteilung für globale Wirtschaft und Finanzen in der Londoner Denkfabrik Chatham House.
„Es gilt also zu beobachten, ob Trump seine Forderungen zurücknimmt und weniger wichtige politische Zusagen aus Beijing akzeptiert, die es ihm ermöglichen, einen Sieg für sich zu erklären", sagte Wheatley.
Für die Zukunft gab er folgende Prognose ab: „Ich gehe davon aus, dass Trump den Handelskrieg jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr oder in der ersten Hälfte des Jahres 2020 abbrechen wird." Dies liege an der „Gefahr, dass ein längerer Konflikt mit China der US-Wirtschaft und der Wall Street im Zuge der Präsidentschaftswahlen 2020 ernsthaften Schaden zufügen würde."
Siriwan Chutikamoltham, akademische Direktorin der Nanyang Business School an der Nanyang Technological University in Singapur, sagte: „Einige der Forderungen der USA an China gehen weit über den Handel hinaus, wie eine stärkere Liberalisierung der chinesischen Finanzmärkte, eine Reform der Regeln für ausländische Investitionen und Schutz der Rechte am geistigen Eigentum." Die Erfüllung der US-Forderungen „wird größere Reformen in China erfordern, die über den angemessenen Zeitraum für die Handelsgespräche hinausgehen", verdeutlichte Siriwan.
„Ich denke jedoch, dass sie irgendwann Kompromisse eingehen könnten, die die unmittelbaren Spannungen beenden könnten. Führende Politiker sowohl der USA als auch Chinas müssen wissen, dass der Handelsstreit beide Seiten bereits verletzt hat", fügte sie hinzu.
Die Wiederaufnahme der Handelsgespräche selbst sei aber schon eine positive Entwicklung.
Die Vereinbarung von Xi und Trump, die Handelsverhandlungen wieder aufzunehmen, „sollte eine positive Marktstimmung hervorrufen, da sie zeigt, dass es auch nach den letzten Monaten immer noch eine Bereitschaft auf beiden Seiten gibt, über die eskalierenden Handelsspannungen zu sprechen", sagte Siriwan.
Wheatley sagte, dass beide Staats- und Regierungschefs nach dem letzten G20-Gipfel in Buenos Aires Ende letzten Jahres auch ein warmes Wort füreinander hatten, bevor sie sich letzten Monat in Osaka trafen.
Die Vereinbarung, die Handelsverhandlungen wieder aufzunehmen, „war das Ergebnis, das die Märkte erwartet hatten. Es hätte schlimmer kommen können, so dass es möglicherweise zu einer kurzfristigen Erleichterungswelle kommen könnte", erläuterte er.
Nawazish Mirza, außerordentlicher Professor für Finanzen an der La Rochelle Business School in Frankreich, sagte, die Deeskalation der Situation und die Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und China würden die globalen Lieferketten unterstützen, die Kosten für die Produzenten senken und den heimischen Arbeitsmarkt für beide Volkswirtschaften ausweiten. „Diese Gespräche, die durch die wirtschaftlichen Gegebenheiten gerechtfertigt sind, sind Zeichen von Treu und Glauben zwischen den beiden Seiten.“
Die Wiederaufnahme der Gespräche könne jedoch kein sofortiges Ende der Spannungen bedeuten: „Ich glaube nicht, dass alle Probleme in einer Runde oder sogar in mehreren Gesprächsrunden gelöst werden. Wenn Sie sich diesen Handelsstreit genauer ansehen, dann ist es mehr als Handel oder das US-Handelsdefizit mit China. Es scheint einen Kampf um globale Macht und Führung zu geben“, machte Mirza klar.