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Ehemaliger chinesischer Vizepremier fordert Klarheit im Handelsstreit mit USA
2019-07-12
 

Das „echte“ Handelsungleichgewicht zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt werde seit langem um 20 Prozent überbewertet. Bessere Daten zeigten ein ausgewogeneres Bild des Handels zwischen China und den USA und spiegelten die Vorteile wider, die beide Seiten aus ihren Wirtschaftsbeziehungen ziehen. Das sagte der ehemalige stellvertretende Premierminister Chinas, Zeng Peiyan.

 

Aufgrund der unterschiedlichen angewandten Methoden habe es immer wieder Unterschiede zwischen chinesischen und US-amerikanischen Zahlen zur bilateralen Handelslücke gegeben. Die derzeitigen Methoden lassen den Handel mit Dienstleistungen aus der Handelsbilanz heraus, übersehen Chinas Rolle beim verarbeitenden Gewerbe und überschätzen damit das Handelsdefizit, sagte Zeng am Dienstag auf einem Seminar in Hongkong.

 

Die zweitägige Veranstaltung stand unter dem Motto „Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA: Was jetzt, was dann?". Geladen waren ehemalige Regierungsvertreter, Industrievertreter und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland, um ihre Erkenntnisse über den einjährigen Handelsstreit zwischen den beiden Ländern auszutauschen, der sich zum wichtigsten Faktor in der globalen Wirtschaft und in den globalen Märkten entwickelt hat.

 

„Das tatsächliche Handelsungleichgewicht sollte umfassender und objektiver betrachtet werden. Die Handelsstatistik sollte verbessert werden, um nicht nur den Handel mit Waren, sondern auch den Handel mit Dienstleistungen zu erfassen, um sich sowohl auf den Gesamtwert des Handels als auch auf die tatsächliche Wertschöpfung in jedem Land zu konzentrieren und die Perspektive des Bruttoinlandsprodukts und des Bruttosozialprodukts widerzuspiegeln“, sagte Zeng, der auch Vorsitzender des China Center for International Economic Exchanges, eine große Denkfabrik der chinesischen Regierung, ist.

 

Zahlreiche Forschungsergebnisse untergraben die wirtschaftliche Grundlage der US-Zölle auf chinesische Produkte. Nach einer gemeinsamen Studie der Handelsministerien beider Länder wird das US-Handelsdefizit mit China seit Jahren um 20 Prozent überbewertet.

 

Eine solche Überbewertung manifestiere sich in zwei Aspekten, sagte Zeng. Auf der einen Seite haben die USA den Zwischenlagerhandel und die Wiederausfuhr aus Volkswirtschaften wie Hongkong längst in Chinas Bücher geführt. Darüber hinaus gab es aufgrund der Existenz internationaler Vermittler immer einen Unterschied zwischen dem Verkaufspreis der chinesischen Exporteure und dem Angebotspreis der US-Importeure. Dies führte zu unterschiedlichen Zollstatistiken auf beiden Seiten.

 

Zengs Aussagen spiegeln den Bericht des chinesischen Handelsministeriums vom vergangenen Monat wider, der zeigte, dass das „echte“ bilaterale Handelsungleichgewicht lediglich 153 Milliarden US-Dollar (137 Milliarden Euro) beträgt, was 37 Prozent des von der US-Regierung veröffentlichten Wertes entspricht.

 

Im verarbeitenden Gewerbe, den chinesischen Ausfuhren von Produkten, die aus importierten Komponenten hergestellt werden, beträgt die Wertschöpfung Chinas weiterhin nur einen kleinen Bruchteil des in den US-Berechnungen verwendeten Wertes und sollte vollständig berücksichtigt werden, hieß es aus dem Ministerium.

Zeng sagte, er glaube, dass die US-Beschränkung für Hightech-Exporte nach China der politische Grund für das wachsende Handelsdefizit mit China sei. Im Jahr 2018 exportierten die USA Hightech-Produkte im Wert von 39,1 Milliarden Dollar (34,9 Milliarden Euro) nach China, weniger als ein Viertel der aus China importierten Hightech-Produkte und nur 10,6 Prozent der gesamten US-Technologieexporte weltweit.

 

Zeng zitierte ein Forschungsergebnis und sagte, wenn Washington die Beschränkungen für Technologieexporte nach China auf das Niveau der Beschränkungen für Frankreich lockere, werde dies das Handelsdefizit mit China um 35 Prozent senken.

 

Der Zugang zu US-Technologieexporten, das wiederholte Kernziel Chinas in der letzten Verhandlungsrunde, beziehungsweise eine – derzeit von den USA nicht gewährte – Erlaubnis für China zum Kauf von Technologieexporten, könne dazu beitragen, die Bedürfnisse der chinesischen Verbraucher und Unternehmen zu befriedigen und gleichzeitig das Handelsdefizit zu verringern, sagte Zeng.

 

Ein solcher offener Handel spreche Bände, dass der Handel für beide Seiten vorteilhaft sei und nicht eine einseitige wirtschaftliche Bindung. „Die USA haben aus ihren Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit China spürbare Vorteile gezogen“, sagte Zeng.

 

„Die US-Regierung sollte sich der Frage des Handelsdefizits stellen. Sie sollte sich eingehend mit den Ursachen sowie den Gewinnen und Verlusten aus dem Handelsungleichgewicht befassen. Die einfache Erhebung von Zöllen hilft nicht weiter, sondern ist kontraproduktiv.“

 
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