China und die USA haben am Dienstagabend mit einem ersten Telefonat zwischen den Verhandlungsführern die ins Stocken geratenen Gespräche fortgeführt. Dabei wurden 110 chinesische Importe von Zöllen befreit und die Einschränkungen für Huawei leicht gelockert.
Analysten hoffen, dass China und die USA ihre Differenzen ausgleichen und ein Win-Win-Ergebnis erzielen werden, nachdem die obersten Verhandlungsführer beider Länder am Dienstag die Handelsgespräche wieder aufgenommen haben.
Vizepremier Liu He habe am Dienstagabend telefonisch mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und dem US-Finanzminister Steven Mnuchin gesprochen, teilte das chinesische Handelsministerium am Mittwoch mit. Dabei tauschten sie sich über die Umsetzung des Konsenses aus, den die beiden Staatsoberhäupter während des G20-Gipfels erreicht hatten. Der Handelsminister Zhong Shan beteiligte sich ebenfalls an dem Gespräch, hieß es weiter.
Yan Jinming, der leitende Dekan der Nationalen Akademie für Entwicklung und Strategie an der Renmin-Universität, sagte, der zwischen den Staats- und Regierungschefs beider Länder erzielte Konsens sei ein positiver Grundstein für künftige hochrangige Wirtschafts- und Handelsgespräche: „Ich hoffe, dass China und die USA ihre Differenzen und Konflikte in Bezug auf das Handelsproblem richtig lösen, zusammenarbeiten und Win-win-Ergebnisse erzielen, um das Wohlergehen der Menschen aus beiden Ländern und dem Rest der Welt zu verbessern.“
Diao Daming, außerordentlicher Professor an der School of International Studies der Renmin-Universität, sagte, das Wesen der Handelsstörungen zwischen China und den USA liege im Wettbewerb zwischen riesigen Volkswirtschaften: „Die hochrangigen Wirtschafts- und Handelskonsultationen zwischen China und den USA wurden wieder aufgenommen. Das Hauptziel der Gespräche besteht darin, die bilateralen Beziehungen durch Ad-hoc-Mechanismen zu stabilisieren und ein Beispiel für die Lösung potenzieller Probleme in der Zukunft zu geben."
China und die USA bemühen sich nach dem Treffen ihrer Regierungschefs in Osaka, die im Mai ins Stocken geratenen Gespräche voranzutreiben und den kostspieligen Handelskrieg zu beenden, erklärten Analysten.
Die beiden Länder haben Zölle in Milliardenhöhe auf ihre gegenseitigen Importe erhoben. Zudem hat Washington etliche Beschränkungen für viele chinesische Unternehmen verschärft.
Zusätzlich zur Wiederaufnahme der Telefongespräche gab es ein weiteres positives Zeichen, wie das Büro des US-Handelsbeauftragten am Dienstag mitteilte. 110 chinesische Produkte, von medizinischen Geräten bis hin zu wichtigen Kondensatoren, sollen demnach vorübergehend von dem im Juli vergangenen Jahres eingeführten 25-prozentigen Zoll befreit werden, berichtete Reuters.
Auch US-Handelsminister Wilbur Ross sagte, die US-Regierung werde Lizenzen an US-Unternehmen vergeben, die Produkte an Huawei verkaufen wollen, wenn die nationale Sicherheit nicht bedroht ist. Dies geht aus einer Erklärung hervor, die am Dienstag auf der Website des Ministeriums veröffentlicht wurde.
Huawei bleibe jedoch auf der schwarzen Liste der Unternehmen, von denen angenommen wird, dass sie eine Bedrohung für die USA darstellen, und die Ankündigung ändere weder den Umfang der vom US-Handelsministerium genehmigungspflichtigen Artikel noch die Möglichkeit der Ablehnung, fügte Ross hinzu.
Huawei wurde im Mai auf die Liste gesetzt und der Kauf von Technologien mit Ursprung in den USA ohne besondere behördliche Genehmigung dadurch verboten.
Lyu Tingjie, Telekommunikationsprofessor an der Beijinger Universität für Post und Telekommunikation, sagte, die Handelsabteilung habe nicht angegeben, welche Produkte weiterhin nicht an Huawei verkauft werden dürfen. Lyu sagte, dass eine solche undurchsichtige Aussage nur die Kosten und den Druck auf die US-Zulieferer von Huawei erhöhe.
„Die US-Regierung scheint eine Geste zu zeigen, indem sie das Verbot von Huawei lockert, aber sie lehnt es ab, das chinesische Technologieunternehmen von der schwarzen Liste zu streichen. Es ist eher so, als würde man ein Verhandlungsspiel spielen", sagte Lyu.
Fabiana Fedeli, Global Head of Fundamental Equities bei Robeco Institutional Asset Management BV mit Sitz in Rotterdam, sagte, die Aussage, dass US-amerikanische Unternehmen weiterhin bestimmte Produkte an Huawei verkaufen könnten, sei zwar ein positives Zeichen, könne jedoch leicht zurückgezogen oder nicht durch eine umfassendere Vereinbarung bestätigt werden.
„Ich mache mir auch weiterhin große Sorgen um die Lieferketten, insbesondere im Bereich der Informationstechnologie. Unternehmen müssen nicht nur Investitionen und Kosten tätigen, um ihre Lieferketten außerhalb Chinas zu verlagern, sondern dies wird (auch) die wahrscheinliche Fragmentierung solcher Ketten bedeuten, denn kaum ein anderes Land wie China kann derzeit die gleiche Verfügbarkeit von Arbeitskräften und Infrastruktur bieten ", verdeutlichte Fedeli.