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Chinesische Muschel bedroht den Amazonas
2015-02-09
 

Über 6000 Kilometer ist der Amazonas lang. Sein größter Feind - eine Muschel aus China - bringt es nicht einmal auf drei Zentimeter. Eine „Biowaffe“ soll das einzigartige Ökosystem in Brasilien nun vor dem chinesischen Eindringling schützen. 

Seit ihrer Ankunft in Südamerika in den 1990er Jahren hat die kleine Goldmuschel aus China mit alarmierender Geschwindigkeit neue Territorien erobert. Inzwischen findet man sie bereits in den Gewässern von fünf Ländern, wo sie eine Gefahr für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt darstellt. Die Muschel wurde mit Schiffen aus dem Reich der Mitte eingeschleppt.

Wissenschaftler befürchten nun, dass der chinesische Eindringling auch auf den Amazonas in Brasilien übergreifen könnte. Der brasilianische Strom mit seinen weitläufigen Nebenarmen zählt zu den einzigartigsten Ökosystemen der Welt. „Die ökologischen Auswirkungen wären dramatisch - daran besteht kein Zweifel“, sagt die brasilianische Wissenschaftlerin Marcia Divina de Oliveira.

Die chinesische Goldmuschel wird normalerweise nicht größer als zweieinhalb Zentimeter. Sie ist enorm widerstandsfähig und pflanzt sich während neun Monaten im Jahr fort, indem sie mikroskopisch kleine Larven ausstößt, die von der Strömung fortgetragen werden. Die winzigen Muschellarven ketten sich an harte Unterlagen wie Steine im Flussbett oder an Bauten, die von Menschen geschaffen wurden. In einigen Fällen entstanden auf diese Weise riesige, Riff ähnliche Gebilde.

Die Larven der chinesischen Goldmuschel vernichten ganze Kolonien von einheimischen Muscheln, indem sie sich an sie heften und sie daran hindern, sich zu öffnen. Das ökologische Gleichgewicht wird dadurch empfindlich gestört.

Die Goldmuschel ernährt sich von Plankton und anderen mikroskopisch kleinen Lebewesen, die sie aus dem Wasser filtert. Ihre Ausbreitung kann den Stickstoff- und Phosphorgehalt im Wasser verändern, wodurch sich giftige Algen bilden, die nicht nur für die Lebewesen im Wasser, sondern auch für den Mensch tödlich sein können.

Doch auch der wirtschaftliche Schaden, den die Muschel anrichtet, ist beträchtlich. In Argentinien müssen die Betreiber von Wasserkraftwerken und Wasseraufbereitungsanlagen jährlich Millionen von US-Dollars ausgeben, um die Plagegeister aus Turbinen oder Abflussrohren herauszukratzen.

Die Goldmuschel-Kolonien seien einerseits eine zusätzliche Nahrungsquelle für Fische und Enten, andererseits aber würden sie die Nahrungskette unterbrechen und lokale Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen, erklärt Professor Hugh MacIsaac, der sich an der Universität von Windsor im kanadischen Ontario mit invasiven Wasserbewohnern befasst. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass die Goldmuschel auf den Amazonas übergreife, betont MacIsaac. Die möglichen Folgen bezeichnet der Biologe als „sehr bedeutend“.

Noch sind die Muscheln etwa 2000 Kilometer vom Amazonas entfernt. Ihr Vormarsch scheint im Pantanal-Feuchtgebiet im Westen von Brasilien zum Stillstand gekommen zu sein.

An der Bundesuniversität in Rio de Janeiro arbeiten die Forscher trotzdem fieberhaft an einer „Biowaffe“ gegen den Eindringling aus China. Sie versuchen das Genom der Goldmuschel zu entschlüsseln und danach einen Virus zu entwickeln, mit dem die Spezies unfruchtbar gemacht werden kann. Bis die Biowaffe einsatzbereit ist, dürfte es allerdings noch mindestens vier Jahre dauern.

 
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