Zahlreiche chinesische Privatunternehmen werden die Möglichkeit haben, sich am Bau und Betrieb der geplanten chinesischen Raumstation zu beteiligen, sagte ein Vertreter der chinesischen Raumfahrtbehörde.

Hao Chun, Direktor der chinesischen Behörde für bemannte Raumfahrttechnologie (China Manned Space Agency), teilte in einem Interview mit der Tageszeitung China Daily Anfang des Monats mit, dass seine Behörde, die das Raumstationsprogramm betreibe, die Technologien und Lösungen privater Raumfahrtunternehmen nutzen werde, um staatlichen Auftragnehmern beim Bau und der Wartung der künftigen Raumstation zu helfen.

„Tatsächlich haben wir bereits damit begonnen, private Unternehmen einzuladen, uns ihre Lösungen anzubieten. Zum Beispiel haben wir inzwischen bereits neue Konzepte für den Frachttransport zu unserer Raumstation ausgeschrieben und daraufhin Vorschläge von mehr als zehn privaten Unternehmen erhalten“, sagte Hao. „Als nächstes werden wir diese Vorschläge prüfen und die guten auswählen und unterstützen.“

Wenn sich die ausgewählten Unternehmen als kompetent und qualifiziert erwiesen, werde die Agentur in Erwägung ziehen, sie mit Frachttransportaufgaben für die Raumstation zu beauftragen, sagte er.

Derzeit verfügt China lediglich über einen Typ von Transportraumschiff – Tianzhou, das vom staatlichen Raumfahrtunternehmen China Aerospace Science and Technology Corp. entwickelt wurde. Im Jahr 2017 gelang es dem Tianzhou 1, die Versorgung und Betankung des Raumlabors Tiangong II durchzuführen, während Tianzhou 2 in den kommenden Monaten gestartet werden solle, um an die bereits am Mittwoch ins All geschickte Kernkapsel der Raumstation anzudocken.

„Die Beteiligung privater Raumfahrtunternehmen wird uns eine größere Flexibilität und mehr Bequemlichkeit in Bezug auf den Betrieb und die Wartung der Raumstation bieten. Außerdem wird sie uns auch helfen, unsere Gesamtkosten zu senken“, sagte Hao und schlug überdies vor, dass private Unternehmen die Anforderungen des Raumstationprogramms verstehen und verfügbare Möglichkeiten prüfen sollten, um ihr Know-how bestmöglich einzusetzen.

Der Beamte sagte auch, dass der schnell expandierende kommerzielle Raumfahrtsektor eine wichtige treibende Kraft für Chinas Raumfahrtindustrie werde.

Im Zuge des sich verschärfenden Wettbewerbs in der globalen Raumfahrtindustrie habe China mittlerweile erkannt, dass es notwendig sei, neue Akteure einzuführen, um Innovation und Wettbewerb zu fördern und Marktlücken zu füllen, die von etablierten Anbietern hinterlassen würden, so der Direktor der chinesischen Behörde für bemannte Raumfahrttechnologie.

Auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping betrachtet die Teilnahme privater Hightech-Firmen an der Raumfahrtindustrie als vital für die künftige Entwicklung des Sektors. Er forderte, die lange Zeit geschlossene Branche für private Unternehmen zu öffnen und deren Beteiligung zu nutzen, um ein nachhaltiges Wachstum der chinesischen Raumfahrtindustrie voranzutreiben.

Inzwischen haben mehrere Regierungsbehörden bereits einschlägige wirtschaftspolitische Maßnahmen und Richtlinien ausgearbeitet, die private Unternehmen ermutigen, sich an weltraumbezogenen Branchen zu beteiligen.

Aufgrund der staatlichen Unterstützung und der florierenden Geschäftsnachfrage sind mittlerweile Dutzende von inländischen privaten Raumfahrtunternehmen entstanden und haben sich einen gewissen Marktanteil in der Trägerraketen- und Satellitenindustrie gesichert.