Home  >  Xi Jinping besucht Russland und Deutschland und nimmt an dem G20-Gipfel teil
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2017-07-07
 


Shi Mingde, chinesischer Botschafter in Deutschland (Archivfoto)

China.org.cn: Guten Tag, Herr Botschafter. Dieses Jahr markiert das 45-jährige Jubiläum der chinesisch-deutschen Beziehungen, welche Veranstaltungen stehen uns von chinesischer Seite bevor? Und welche gemeinschaftlich mit Deutschland organisierten?

Shi Mingde: Dieses Jahr feiern wir 45 Jahre diplomatischer Beziehungen. In diesen 45 Jahren haben wir in allen Bereichen der praktischen Zusammenarbeit beeindruckende Ergebnisse erzielt. Innerhalb der chinesisch-europäischen Beziehungen haben die Verbindungen zu Deutschland „Lokomotive“ und „Stabiltätsanker“. Vor Kurzem stattete Ministerpräsident Li Keqiang Deutschland einen sehr erfolgreichen Besuch ab und am Mittwoch wird Staatspräsident Xi Jinping zu einem Staatsbesuch in Deutschland eintreffen und am G20-Gipfel in Hamburg teilnehmen. Die Führer beider Länder werden gemeinsam auf 45 Jahre chinesisch-deutsche Beziehungen zurückblicken und für die zukünftige Zusammenarbeit Pläne hervorbringen sowie deren Richtung und Schwerpunkte festlegen.

Dieses Jahr wird es ganzjährig großartige Veranstaltungen rund um das Jubiläum geben, die Bereiche wie Fußball, Musik, Literatur und Film abdecken. Bei der gemeinsamen Erforschung des Riesenpandas haben wir große Erfolge erzielt. Staatspräsident Xi wird gemeinsam mit Bundeskanzlerin Merkel im Berliner Zoo an der offiziellen Pandaübergabe und der Eröffnungszeremonie des Panda Garden teilnehmen. Zu Beginn dieses Jahres gab es in vielen deutschen Städten, darunter Hamburg und Berlin, von chinesischer Seite die Veranstaltung „Happy Chinese New Year“. Im Mai riefen China und Deutschland den Mechanismus für den hochrangigen Deutsch-Chinesischen Dialog für den gesellschaftlichen und kulturellen Austausch ins Leben und veranstalteten eine erste Sitzung in Beijing. Dieser Mechanismus wird zukünftig die wichtigste Plattform für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit im Bereich der Kultur sein. Im Juni wurde die Ausstellung „EAST MEETS WEST – Maritime Seidenstraße im 13. bis 17. Jahrhundert“ im Internationalen Maritimen Museum Hamburg eröffnet. Im Juli wird in Berlin gemeinsam vom Shanghai- Museum und den Staatlichen Museen zu Berlin die Ausstellung „China und Ägypten. Wiegen der Welt“ veranstaltet. Im Oktober veranstaltet das Palastmuseum Beijing in Berlin eine Ausstellung von Porträts aus der Ming- und Qing-Dynastie. Von deutscher Seite wird demnächst in China die zeitgenössische Kunstausstellung „Deutschland 8“ veranstaltet. Diese Veranstaltungen helfen, die Freundschaft und das gegenseitige Verständnis zu vertiefen. Sie festigen die Basis in der Öffentlichkeit für die weitere Entwicklung unserer Beziehungen.

Sie sprachen gerade den Staatsbesuch und die Teilnahme am G20-Gipfel von Staatspräsident Xi Jinping an. Es ist bekannt, dass das wichtigste Thema des G20-Gipfels die Stabilität der Weltwirtschaft ist. Was denken Sie ist das Highlight dieses Gipfels, auf das wir uns am meisten freuen dürfen? Welche neuen Übereinkünfte und Kooperationen werden China und Deutschland eingehen?

Shi Mingde: Aktuell nehmen die Unwägbarkeiten in der Weltwirtschaft zu. Brexit, Flüchtlingskrise und Terroranschläge bedrohen die europäische Integration und die Regierungsfähigkeit der Europäischen Union. Andererseits liefert China einen absolut herausragenden Beitrag zum weltweiten Wirtschaftswachstum, die chinesische Regierungsfähigkeit erfährt in der internationalen Gemeinschaft große Anerkennung. Nach dem G20-Gipfel in Hangzhou drängen alle darauf, in Hamburg die chinesische Position zu hören. Der Besuch Xi Jinpings ist von historischer Bedeutung für die chinesisch-deutschen und chinesisch-europäischen Beziehungen. Er ist, nach dem Gipfel von Hangzhou, auch ein weiterer wichtiger diplomatischer Akt, um Chinas Rolle als verantwortungsvolle Großmacht und Chinas aktive Teilnahme an der Global Governance zur Geltung zu bringen.

Vor der Teilnahme am G20-Gipfeltreffen wird Staatspräsident Xi Jinping Deutschland einen Staatsbesuch abstatten. Während dieses Besuches wird ein wichtiges Thema zwischen Xi und Angela Merkel sein, in wichtigen internationalen Fragen, wie internationaler Wirtschaftspolitik, multilateralen Mechanismen, Freihandel und Klimaversprechen, zunächst eine gemeinsame Linie zu finden und einander zu unterstützen. Als Mitglieder der „G20-Troika“ werden China und Deutschland die Erfolge des Gipfels von Hangzhou fortführen und konsolidieren. China ist bereit, sich dafür mit Deutschland eng abzustimmen, dem Gipfel in Hamburg zum Erfolg zu verhelfen und gemeinsam einen Beitrag zur weltweiten Wirtschaftspolitik zu leisten.

2016 wurde China zum größten Handelspartner Deutschlands. Auf welche Bereiche konzentriert sich die Handelskooperation der beiden Länder vor allem? Derzeit herrscht in der Weltwirtschaft weiterhin Konjunkturflaute und protektionistische Tendenzen kommen auf. Großbritannien hat den Austrittsprozess offiziell begonnen, Trumps Devise lautet „America first“... eine Reihe solcher Faktoren beeinflusst die Marschrichtung der Weltwirtschaft. Welchen Einfluss haben Ihrer Meinung nach globalisierungsfeindliche Trends auf die Beziehungen zwischen China und Deutschland oder sogar China und Europa?

Shi Mingde: Die Handelskooperation ist auf lange Sicht der Stabilisator der chinesisch-deutschen Beziehungen. China und Deutschland sind wichtige Handels- und Investitionspartner füreinander. Nach den deutschen Statistiken hat China im Jahr 2016 die USA und Frankreich überholt und war erstmals Deutschlands größter Handelspartner. Derzeit gibt es 8200 deutsche Unternehmen in China und die tatsächlichen Investitionen belaufen sich auf über 70 Milliarden US-Dollar. Die chinesische Investitionsaktivität in Deutschland nimmt stetig zu. Es gibt jetzt etwa 2000 chinesische Unternehmen in Deutschland mit kumulativen Investitionen von etwa acht Milliarden US-Dollar. Die gegenseitigen Investitionen sind keine Einbahnstraße mehr. Das ist ein Zeichen dafür, dass unser Kooperationsniveau eine neue Stufe erreicht hat. Außerdem entwickelt sich unsere Zusammenarbeit in den Bereichen Intelligent Manufacturing, Energiesparen und Umweltschutz sowie kleinere und mittlere Unternehmen stetig. Die Formen der Zusammenarbeit werden immer vielfältiger und die Interessen verschmelzen immer stärker miteinander. Unsere Handelskooperation ist umfassend, breit aufgestellt und auf einem hohen Niveau; das wird immer deutlicher.

Derzeit trifft die Globalisierung der Wirtschaft auf Gegenwind und der Handelsprotektionismus erfährt ein Comeback . China und Deutschland sind beide große Realwirtschafts- und Handelsnationen, die von der Globalisierung profitieren und diese fest unterstützen. Angesichts der gegenwärtigen Lage müssen wir gemeinsam die Globalisierung voranbringen und gemeinsam die Liberalisierung des Welthandels und die Erleichterung von Investitionen fördern. Wir müssen jede Form von Protektionismus klar ablehnen. Beide Länder stehen für eine schnelle Unterzeichnung des chinesisch-europäischen Investitionsabkommens und der Machbarkeitsstudie für eine chinesisch-europäische Freihandelszone, um mit der Stabilität beider Länder den globalen Unwägbarkeiten entgegenzuwirken.

Wie sieht es mit der Beteiligung Deutschlands an der die Seidenstraßeninitiative „One Belt, One Road“ aus? Welche Ergebnisse liegen bereits vor? Uns ist bekannt, dass die Kooperation auf Drittmärkten ein wichtiger Inhalt des gemeinsamen Aufbaus der Seidenstraßeninitiative ist und im Juni 2016 in die gemeinsame Erklärung anlässlich der Chinesisch-Deutschen Regierungskonsultationen aufgenommen wurde. Welche konkreten bilateralen Kooperationsprojekte wurden bisher in diesem Rahmen umgesetzt?

Shi Mingde: In den drei Jahren, seit es die Seidenstraßeninitiative gibt, haben wir sie reibungslos ins Rollen gebracht. Sie ist zu einem breiten Konsens für internationale Zusammenarbeit geworden und hat eine Reihe früher Erfolge erzielt. Inzwischen sind diese zu wichtigen gemeinsamen internationalen Produkten geworden. In dieser Zeit hat sich auch die deutsche Position deutlich sichtbar gewandelt von einer abwartenden Haltung zu aktiver Unterstützung und Teilnahme. Deutschland war eines der ersten westlichen Länder, die der Initiative ihre Unterstützung ausgesprochen haben und ist außerhalb des asiatischen Raumes der größte Geldgeber für die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB). Deutsche aus allen Schichten blicken gespannt auf die Seidenstraßeninitiative. Beim im Mai veranstalteten internationalen Kooperationsgipfel von „One Belt, One Road“ entsandte Deutschland die Ministerin für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, als besondere Vertreterin der Bundesregierung und von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Damit setzte Deutschland ein Zeichen für seine aktive Teilnehme an der Initiative.

Die Kooperation mit Deutschland hat in diesem Kontext einiges an Fortschritten gemacht. Deutschland verfügt über High-End-Technologien und Ausrüstung , wir können durchaus miteinander kooperieren, um das Produkt mit einem noch besseren Kosten-Nutzen-Verhältnis und noch besserer Wettbewerbsfähigkeit auszustatten. In Regionen wie Asien, Zentralasien und Osteuropa können wir beim Ausbau der Infrastruktur zusammenarbeiten. Als wichtige Mitglieder der AIIB arbeiten China und Deutschland gemeinsam daran, diese zu einer modellhaften, effizienten, gut geführten, transparenten und offenen multilateralen Finanzinstitution zu machen. Der China Railway Express ist das erfolgreichste chinesisch-deutsche Projekt der Seidenstraßeninitiative. Im Jahr 2016 fuhren 1702 Züge zwischen Europa und China, 1034 davon zwischen Deutschland und China. Duisburg ist ein wichtiges Drehkreuz für die Initiative, fast täglich kommt hier ein Güterzug aus China an. China ist das einzige Land, dessen Eisenbahntechnik mit der deutschen kompatibel und vernetzt ist. Die China Railway Group und die Deutsche Bahn haben letztes Jahr eine gemeinsame Absichtserklärung über Dienstleistungen wie Projektberatung und technischer Wartung in Drittländern unterzeichnet. Weiterhin kooperieren China und Deutschland in Afghanistan bei der Ausbildung im Bergbau sowie beim Katastrophenschutz und der Katastrophenhilfe. Darin zeigt sich auch die Unterstützung beider Länder für einen friedlichen Wiederaufbau und eine friedliche Entwicklung in Afghanistan. Mit Sicherheit werden die bilateralen Kooperationsprojekte und deren Ergebnisse in Zukunft weiter zunehmen.

In Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Ansichten zu „Made in China 2025“ und „Industrie 4.0“. Manche sind der Meinung, dass die beiden zusammen eine starke Kombination seien, doch es gibt auch deutsche Medienberichte, die sagen, dass „Made in China 2025“ als Vorstoß in die High-End-Produktion deutsche Marktanteile gefährden würde und eine Bedrohung für die deutsche Industrie darstelle. Wie bewerten Sie diese Ansätze? Welche Kooperationsmöglichkeiten bestehen im Rahmen dieser beiden Strategien?

Shi Mingde: Das grundlegende Ziel der Verbindung von „Made in China 2025“ und „Industrie 4.0“ ist, eine Win-win-Situation zu schaffen. Beide Länder haben ihre Stärken und Vorteile im industriellen Bereich und ergänzen sich in hohem Maße. Deutschland verfügt über fortschrittliche Technik, China über einen gigantischen Produktionsmarkt und breit angelegte Produktionsgrundlagen. Außerdem haben wir viel Personal in Forschung und Entwicklung bei relativ niedrigen Kosten. Die enge Zusammenarbeit und der positive Wettbewerb zwischen China und Deutschland sind kein Nullsummenspiel mit einem Gewinner und einem Verlierer, sondern ein weiser Schachzug, um den Markt und den „Kuchen“ der gemeinsamen Interessen zu vergrößern und eine starke Kombination zu schaffen. Die besorgten Stimmen in Deutschland fußen vor allem auf einem mangelnden Verständnis der tatsächlichen Situation. Zudem herrschen gegenüber China recht große Vorurteile.

Die Verbindung von „Made in China 2025“ und der deutschen „Industrie 4.0“ ist eine wichtige Initiative für die Umsetzung der deutsch-chinesischen strategischen Kooperation in der Fertigungsindustrie. Derzeit haben wir für Intelligent Manufacturing und Industrie 4.0 bereits einen Kooperationsmechanismus auf Ebene der Vizeminister ins Leben gerufen und arbeiten an einer umfassenden Kooperationsplattform, welche Industrie und Wissenschaft verbindet, die Unternehmen in den Mittelpunkt stellt und von den Regierungen unterstützt wird. Auf einigen Ebenen, wie der gemeinsamen Festlegung von Standards für die „Industrie 4.0“, gibt es schon einige Fortschritte und Pilotprojekte. Dazu zählen der Deutsch-Chinesische Industriepark für Maschinen- und Anlagenbau (in Shenyang), das Sino-German Intelligent Manufacturing Research Institute (in der Provinz Jiangsu) und der chinesisch-deutsche Kooperationsstandort Jiangsu (in Taicang).

Zukünftig sollten wir direkte Unternehmenskontakte weiter vorantreiben und die Unternehmen weiter in den Vordergrund rücken, damit diese ihre Leitfunktion entfalten können. Zweitens sollten wir fortfahren, unsere Kooperation im Bereich der Standardisierung weiterzuentwickeln und die bereits bestehenden Pilotprojekte zu „Flaggschiffen“ unserer Kooperation machen, damit diese ihren Modelleffekt entfalten können. Drittens sollten wir den Austausch bei der Ausbildung von Forschungspersonal und Industriemanagern weiter voranbringen. Die Verbindung von „Made in China 2025“ und „Industrie 4.0“ ist eine neue Aufgabe, bei der wir uns nicht auf vergangene Beispiele oder gegenwärtige Erfahrungen berufen können. Das erfordert von beiden Regierungen, dass von Anfang an langfristig gedacht wird, wir traditionelle Kooperationskonzepte überdenken und mit Unternehmungslust und Offenheit gemeinsam nach Schnittpunkten für die Kooperation suchen.

Die Einstufung als Marktwirtschaft ist seit langem das Schlüsselthema der Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union. Gemäß Artikel 15 des „Protokolls über den Beitritt der Volksrepublik China zur WTO“ sollte das Surrogat-System der WTO-Mitgliedsstaaten bei Anti-Dumping-Untersuchungen gegenüber chinesischen Exportgütern am 11.12.2016 ihr Ende finden. Anfang November 2016 hat die Europäische Kommission einen Änderungsvorschlag eingereicht, nach dem Zukünftig nicht mehr zwischen Marktwirtschaften und Nicht-Marktwirtschaften unterschieden werden soll. Dieser Änderungsvorschlag wurde am 11.05.2017 vom Europäischen Rat verabschiedet. Welchen Einfluss wird das zukünftig auf den chinesisch-europäischen Handel haben?

Shi Mingde: Es ist anzuerkennen, dass der europäische Vorschlag, nicht weiter zwischen Marktwirtschaften und Nicht-Marktwirtschaften zu unterschieden, den Willen der Europäischen Union zur Umsetzung von Artikel 15 unterstreicht. Allerdings werden in diesem Vorschlag Konzepte und Normen für Nicht-Marktwirtschaften durch den Begriff der „Marktverzerrung“ ersetzt. Im Wesentlichen ist das eine Fortsetzung der ursprünglichen Methode unter anderem Namen. Diese Praxis setzt Artikel 15 nicht vollständig um und widerspricht dem Geist und den Prinzipien der Welthandelsorganisation.

In der Frage der Umsetzung von Artikel 15 war der chinesische Standpunkt immer klar. Fristgemäß das „Surrogat-System“ gegenüber China aufzuheben, ist entsprechend der internationalen Verträge eine Pflicht, die strikt einzuhalten ist. China und die EU sind beide Kernmitglieder der WTO. Für den Schutz des multilateralen internationalen Handels und der Liberalisierung des Welthandels bilden sie das Rückgrat. Wir hoffen, dass die Europäische Union Artikel 15 umfassend und gründlich umsetzt. Jegliche neu vorgeschlagenen Handelsregularien sollten fair, angemessen, transparent und frei von neuen Diskriminierungen sein.

In den letzten Jahren nehmen die Investitionen und Übernahmen durch chinesische Unternehmen in Deutschland zu, darunter gibt es erfolgreiche Beispiele, aber auch solche, die gescheitert sind. Welche Gründe stecken Ihrer Ansicht nach dahinter? Wir haben mitverfolgt, dass am 15. Mai die dritte Runde der Gespräche zum chinesisch-europäischen Investitionsabkommen in Beijing stattfand. Wie sieht es mit Fortschritten in diesen Gesprächen aus?

Shi Mingde: Die chinesische Wirtschaft hat eine bestimmte Entwicklungsstufe erreicht und die Industrie investiert in Deutschland und drängt auf den deutschen Markt. Das ist eine angemessene und normale Entwicklung. In den letzten Jahren sind die chinesischen Investitionen in Deutschland in eine Beschleunigungsphase eingetreten und die Investitionsgebiete werden breiter, die Themen vielfältiger und die Formen reichhaltiger. Die überwiegende Mehrheit der Investitionen und Aufkäufe dienen der Markterschließung und sind langfristig angelegte strategische Investitionen, um das Mutterunternehmen auf eine höhere Stufe zu bringen. Angestrebt wird gemeinsames Wachstum mit dem akquirierten deutschen Unternehmen und die Schaffung einer Win-win-Situation. Chinesische Investoren bringen große Mengen Kapital nach Deutschland, unterhalten harmonische Beziehungen, etwa zu den Gewerkschaften, schaffen neue Stellen und entfalten eine positive Modellwirkung. Ich würde sagen, der Großteil der chinesischen Aufkäufe in Deutschland war erfolgreich.

Natürlich gibt es auch Beispiele, wo der Erfolg ausblieb. Ein Faktor ist die Verschärfung der Investitionskontrolle durch die deutsche Bundesregierung. Zum Beispiel wurde letztes Jahr der Aufkauf des deutschen Softwareunternehmens Aixtron durch das chinesische Konsortium Grand Chip Investment aus Sicherheitsbedenken als gescheitert erklärt. Wir hoffen, dass Deutschland mit einer offenen und kooperativen Einstellung rational auf chinesische Investitionen blickt, damit sich die Investitionskooperation gesund entwickeln kann. Andererseits gab es aber auch einige chinesische Investoren, die nicht ausreichend vorbereitet waren und sich keine ausreichenden Gedanken über die Machbarkeit gemacht haben. Ihr Verständnis gegenüber den deutschen Gesetzen, dem Steuersystem oder Regelungen über Arbeit und Kapital war nicht ausreichend und nach der übereilten Investition kam es zu Konflikten und Schwierigkeiten. Wir schlagen Investoren vor , an dieser Stelle ihre Marktforschung zu verbessern und sorgfältige Entscheidungen zu treffen.

Als vor Kurzem Ministerpräsident Li Keqiang zu Besuch in Deutschland war, haben beide Regierungschefs gemeinsam versprochen die Gespräche in Gang zu bringen, um möglichst schnell einen Konsens zu finden. Angesichts des derzeitigen Aufstiegs des Protektionismus und der Unwägbarkeiten in der Weltwirtschaft, werden die positiven Ergebnisse der Gespräche über das chinesisch-europäische Investitionsabkommen zukünftig ein weltweites Signal für Win-win-Kooperation sein und die Zuversicht in die Investitionskooperation zwischen den chinesischen und europäischen Unternehmen, einschließlich der deutschen, weiter festigen. China wird an einer aktiven, flexiblen und offenen Einstellung festhalten und danach streben, die Gespräche voranzutreiben. Wir hoffen, dass Europa uns entgegenkommt und wir schnellstmöglich eine Übereinkunft über die Kernfragen und wichtigsten Klauseln zu Papier bringen können.

Am 24. Mai wurde in Beijing die Erste Sitzung des Hochrangigen Deutsch-Chinesischen Dialogs für den gesellschaftlichen und kulturellen Austausch eröffnet. Die beiden Vorsitzenden, die stellvertretenden Regierungschefs Liu Yandong und Sigmar Gabriel, moderierten die Konferenz gemeinsam und unterzeichneten die „Gemeinsame Erklärung der Regierungen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland zur Errichtung des hochrangigen Deutsch-Chinesischen Dialogs für den gesellschaftlich-kulturellen Austausch“. Welche Bedeutung hat der Dialogmechanismus nach 45 Jahren diplomatischer Beziehungen? Welche konkreten Inhalte wird es zukünftig geben?

Shi Mingde: Im Rahmen des 45-jährigen Jubiläums ist es von wichtiger Bedeutung, dass China und Deutschland einen Mechanismus für den hochrangigen kulturellen Dialog geschaffen und eine erste Konferenz durchgeführt haben. Dieser Mechanismus wird bisher vergleichsweise unabhängige Veranstaltungen und Projekte aus Bereichen wie Bildung, Kultur, Fußball und Jugendaustausch unter einem Dach vereinen und eine noch hochrangigere Plattform für den kulturellen Austausch schaffen. Im Bereich der Bildung beispielsweise, werden in den nächsten drei Jahren 6000 Stipendien durch den China Scholarship Council bereitgestellt, um herausragende junge Chinesen bei einem Studium in Deutschland zu unterstützen, während die chinesische Regierung 1000 Stipendien zur Unterstützung deutscher Studenten in China bereitstellt. So wird der Personalaustausch zwischen unseren Ländern weiter vorangebracht. Wir sind überzeugt, dass der Dialog zukünftig neue Kanäle für den Austausch zwischen den beiden Völkern eröffnen wird. Für die Erschließung neuer Gebiete des Austausches und die stetige Vertiefung der Kooperationsinhalte schafft er eine starke Garantie und festigt die Basis in der Bevölkerung auf noch breiterem Boden.

Vor 45 Jahren haben Sie in Deutschland studiert, jetzt sind sie Botschafter hier. Man könnte sagen, dass Sie den gesamten Prozess der chinesisch-deutschen diplomatischen Beziehungen miterlebt haben. Wie bewerten Sie die Entwicklung der chinesisch-deutschen Beziehungen in diesen 45 Jahren? Auf welche neuen Durchbrüche hoffen sie in der Zukunft?

Shi Mingde: Ich bin seit 45 Jahren in der Diplomatie aktiv und habe sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland gelebt und gearbeitet. Ich habe persönlich in Berlin die Wiedervereinigung miterlebt. Das ist für mich wertvolle Lebenserfahrung und mein Reichtum. In diesen 45 Jahren gab es sowohl in Deutschland als auch in China riesige und tiefgreifende Veränderungen. Deutschland wurde von einer geteilten Nation zur wiedervereinigten, insgesamt stärksten Nation in Europa. Das vor 45 Jahren ärmliche und rückständige China hat sich heute zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt entwickelt. Seit 45 Jahren trotzen die chinesisch-deutschen Beziehungen den Prüfungen des internationalen Wandels. Es gab zwar Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen blieb die Tendenz zu einer fortwährenden Entwicklung. Die Bevölkerung beider Länder profitiert davon ganz konkret und wir haben eine umfassende strategische Partnerschaft, die ihrem Namen alle Ehre macht und zu beiderseitigem Nutzen gereicht. Nach 45 Jahren der Entwicklung stehen die chinesisch-deutschen Beziehungen an einem neuen Startpunkt. In der Zukunft werden China und Deutschland, verankert in der jeweiligen nationalen Situation, nicht aufhören innovative Kooperationskonzepte zu schaffen und ein „Upgrade“ unserer Kooperation vorzunehmen. Das Kooperationspotenzial in den Bereichen Seidenstraßeninitiative, New Energy Vehicles, innovative Technologien, Verbindung von „Made in China 2025“ und „Industrie 4.0“, Kooperation auf Drittmärkten, gegenseitige Investments, grüne Entwicklung und kultureller Austausch ist gigantisch und die Aussichten hervorragend.

Herr Botschafter , wir danken Ihnen sehr für das Interview.

 

 
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